Der Militärflugplatz im Herzen der Schweiz hat sich nicht nur unter Luftfahrtfotografen einen Namen gemacht. Die malerische Schweizer Alpenlandschaft kombiniert mit einer sehr offenen Art des Militärs lockt etliche Interessierte ins Haslital. Im von Covid-19 geprägten 2020 ohne Airshows, großen Übungen oder Deployments ist Meiringen (von Bayern aus) schnell erreicht und eine der wenigen verbliebenen Alternativen für Luftfahrtfotografie. Die traumhafte Kulisse bietet die Bühne für reichlich schöne Motive. Ein Blick in den Belegungsplan des Flugplatzes, selbst diesen veröffentlicht die Schweizer Armee, bot zwei sich lohnende Zeitfenster an. Im Juni gab es eine Bündelung des gesamten F/A-18 Betriebs inkl. des Luftpolizeidiensts (LP24 oder einfach die QRA) in Meiringen. Weil in dieser Zeit ein großer Teil des Luftwaffenpersonals in ein neu erstelltes Gebäude umzog war Payerne wie auch das sich in der Sommerpause befindliche Emmen geschlossen. Das bedeutete, dass neben der Fliegerstaffel 11 auch die normalerweise in der Romandie stationierten Fliegerstaffeln 17 und 18 die notwendigen Trainingsflüge von Unterbach aus absolvierten. Dazu kam der klassische Wiederholungskurs (WK) im September, welcher per se reichlich Flugbetrieb bietet. Die genauen Besuchstage gab letztendlich der Wetterbericht vor. Zwei-drei Tage Kaiserwetter sind einfach die Basis, vor allem in den Alpen. Ein fotografischer Blick auf den Flugtag der „Alpine Jet Base Meiringen“:
Good Morning Meiringen
Der Tag will gut genutzt werden und so startet die erste Runde des Tages sehr früh. Während dem WK wird es schon um 8:00Uhr, sonst Punkt 8:30Uhr lokaler Zeit laut im Tal. Jeweils gut 10 Minuten vorher rollen die F-18 von der Kaverne zum Platz.
Die J-5017 der Staffel 17 an einem Junimorgen:
Die F-5 operieren leider nicht mehr von den Kavernen aus. Sie nutzen die beiden Shelter und das Vorfeld.
Die erste Welle ist meist nur sehr kurz in der Luft. Die Flugzeiten pro Mission sind in der Schweiz allgemein kürzer, teilweise nur 35 Minuten bis maximal eine Stunde. Grund hierfür: die Übungslufträume sind in dem „kleinen“ Land sehr schnell erreicht, lange An- und Abflugstrecken entfallen. Der Fliegerschiessplatz Axalp bspw. befindet sich fast direkt über der Base. Viel Aktion und kurze Wartezeiten. Gegen 9 Uhr schweben die ersten Maschinen auch schon wieder zur Landung ein.
Für ca. 10:45Uhr ist i.d.R. die 2. Welle des Vormittags angesetzt. Im Schnitt flogen beim WK sechs Hornets und 2-4 Tiger pro Runde. Im Juni nahmen vier Hornets zweimal vormittags an den MAG Days der Luftwaffe teil und waren inkl. Luftbetankung für 4h unterwegs. Während diesem „Staffelflugbetrieb“ hoben sonst bis zu acht Hornets pro Runde plus zweimal die beiden QRA ab. Mehr Betrieb geht fast nicht.
Auch ein Weitwinkelobjektiv sollte in Meiringen immer im Fotorucksack sein.
Die letzten Landungen bis spätestens 12Uhr läuten die Mittagspause ein. Das Restaurant „Fliegertreff“, die eigentliche Kantine, ist auch für Besucher zugänglich und ein Mittagessen mit F-18 Piloten am Nebentisch keine Seltenheit. Freies WLAN, Toiletten und die Besucherterrasse mit Blick aufs Vorfeld erweitern das Rundum-sorglos-Paket für den Fototag im Haslital.
Eine Besonderheit in Meiringen sind die Kavernen. Statt wie üblich in Sheltern sind alle Jets in diesen Stollen im Berg geparkt, wo sie durch den massiven Fels über ihnen geschützt sind. Diese „Shelter im Berg“ sind streng geheim und beherbergen eine klassifizierte Anzahl von Flugzeugen inklusive des gesamten Materials für den Flugbetrieb. Das schöne daran für Fotografen ist, dass der Berg direkt über der Kaverne/dem Kavernenvorfeld und dem Flugplatz tolle Fotospots bietet. Aus einzigartiger Vogelperspektive kann man die Vorbereitung der Hornets und deren Starts/Landungen beobachten und fotografieren. Eine besondere (Ein-)Sicht auf einen aktiven Militärflugplatz.
Neben den heimischen Jets sind die Helikopter und Propellerflugzeuge der Schweizer Luftwaffe tägliche Gäste in Meiringen. Etliche Pilatusmodelle (PC-6, 7, 9, 21) waren gern gesehene und farbenfrohe Motive vor der Linse. Die gelb-schwarzen Pilatus PC-9 sind ebenfalls rar geworden, noch vier Stück sollen als Verbindungsflugzeug und Zieldarsteller fliegen.
Anflug einer PC-21 der Pilotenschule für einen Touch&Go
Der Nachmittag ist vom Flugbetrieb her eine Kopie des Vormittags mit Startzeiten gegen 13:30 & 15:45Uhr. Vor allem am Spätnachmittag bieten die Lichtverhältnisse in Kombination mit der Landschaft ideale Bedingungen für schöne Motive. Selbst ein „normales“ Anflugbild sieht in Meiringen dank Felshintergrund sehr spektakulär aus. Während der WK Wochen wurden auch F-5 Tiger II fest in Meiringen stationiert. Früher das normale Bild, sind solche Wochen heute eine echte Seltenheit. Normal operieren die Tiger nur mehr in Payerne oder Emmen. Von den noch rund 25 verbliebenden F-5E/F sind noch alle 12 in den Nationalfarben der Patrouille Suisse gehaltenen Tiger im Flugdienst. Die Piloten der Fliegerstaffel 19 nutzen einige dieser auffälligen Jets in ihrer Rolle als Aggressoren im Luftkampf für die F-18. Die Zahl der fliegenden Tiger in grauen „Einsatztarnfarben“ geht ebenfalls stark zurück.
Die wenigen verbliebenen F-5 sind mittlerweile eine Seltenheit in Meiringen.
Bis um 17Uhr endet der normale Flugbetrieb und es kehrt wieder Ruhe ein im Haslital.
Eine Besonderheit bietet der WK mit seinen speziellen Flugzeiten. An zwei-drei Nachtflugtagen pro WK Woche sind noch zwei zusätzliche Wellen auf dem Flugplan. Mit sechs Umläufen pro Tag dürften es die intensivsten des ganzen Jahres in Meiringen sein. Der Spät- und Nachtflug startete im September um 18:30 und 20:30. Im schönsten Abendlicht gab es nochmals Nachbrennerstarts und Landungen der Hornets zu fotografien. Der lange, ereignisreiche Tag endet dann endgültig mit vielen Bildern auf dem Speicherchip und einem kühlen Bier.
■ Bilder & Text: Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR 2020