Größte Airshow in der Schweiz 2016
Nachdem die Beschaffung von 22 Gripen E als Ersatz für die Tiger-Flotte im Mai 2014 vom Volk abgelehnt wurde, läuft in der Schweiz eine neue Kampagne zur Beschaffung eines Kampfflugzeuges an. Das Zigermeet auf dem ehemaligen Militärflugplatz Mollis bot den Wettbewerbern eine erste Gelegenheit ihre Produkte dem breiten Publikum näher zu bringen. Die größte Flugshow des Jahres in der Schweiz bot dazu weitere Highlights, von der Dewoitine D.26 mit Baujahr 1931 bis zum allerneusten Flugzeug der Swiss, der erst kürzlich ausgelieferten ersten Bombardier C-Series CS100.
„Willkommen im „Zigerschlitz“ zur größten Airshow des Jahres in der Schweiz!“ Der Präsident des Hunterverein Mollis Peter Reumer begrüßte die rund 30.000 Besucher nicht ohne Stolz. Der Verein feierte sein 20-jähriges Bestehen. Beim Namen „Zigermeet“ kommt bei unweigerlich Verwirrung auf. Der ehemalige Militärflugplatz Mollis, einst Heimat von Hawker Hunter und F-5 der Schweizer Luftwaffe, liegt im Glarnerland, Kanton Glarus. Geografisch nennen die Einheimischen das enge Tal auch „Zigerschlitz“. Der „Ziger“ ist eine sehr würzige regionale Kräuterkäsespezialität, der nur in der Region Glarus hergestellt und weltweit exportiert wird. Der Name des Käses wurde mit dem englischen ‚Meet‘ gekreuzt. Rund 70 Flugzeuge und Helikopter fanden sich am Samstag 06. August in Mollis ein und konnten sowohl am Boden wie in der Luft bewundert werden. An Highlights bei den zivilen Teilnehmern gab es Oldtimer, Kunstflugteams und vor allem seltene Verkehrsflugzeuge aus diversen Epochen. Die legendäre Lockheed Super Constellation, die zu den letzten großen Passagierflugzeugen mit Kolbenmotoren zählt, stand in Kontrast zum neuesten Typ in der Flotte der Swiss. Der hochmoderne Kurzstreckenjet Bombardier C-Series CS100 wurde erst wenige Wochen zuvor an die Lufthansatochter ausgeliefert. Dazu kamen die FMA-Flyers des Fliegermuseums Altenrhein, P3 Flyers mit fünf Pilatus P3, Royal Jordanian Falcons, Flying Bulls Aerobatic Team oder die Classic Formation mit den aluminium-glänzenden Passagierflugzeugen DC-3 und Beech 18. Natürlich kamen militärische Teilnehmer nicht zu kurz, ehemalige wie aktuelle Muster. Von den beiden letzten flugfähigen Dewoitine D.26 (Baujahr 1931) bis hin zu den aktuellen Vorführteams der Schweizer Luftwaffe. Patrouille Suisse, Super Puma Display Team und das PC-7-TEAM boten ein gewohnt gutes, an die schwierige Topografie rund um den Flugplatz Mollis angepasstes Programm. Mit dem Swiss Hunter Team kehrten der einstigen Hausherren in Form von drei Hawker Hunter zurück nach Mollis.
Höhepunkte waren aber ohne Zweifel aber die Vorführungen von Eurofighter Typhoon und Saab JAS-39 Gripen die durch jeweiligen Hersteller Airbus Defence & Space und Saab präsentiert wurden. Mit dem Airbus Testpilot Geri Krähenbühl pilotierte gar ein Schweizer den durch Airbus von der deutschen Luftwaffe gemieteten Eurofighter. Die beiden Flugzeuge wurden vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau gestellt. Die Solovorführung des schwedischen Saab JAS-39C Gripen flog Pilot Stefan Kaarle, der zur schwedischen Luftwaffe gehört, aber mit über 2100 Flugstunden einer der erfahrensten Gripenpiloten überhaupt ist. „Ich bin einer von zwei Display-Piloten in der schwedischen Luftwaffe. Saab hat zwar auch einen eigenen Display-Piloten, aber die meisten solcher Auftritte bestreiten wir von der Luftwaffe aus für Saab“, so Kaarle, der von der Szenerie beeindruckt war. „Ich fliege seit 14 Jahren an Airshows aber an einem solchen Ort, wie hier in den Bergen mit dem engen Tal, noch nie. Ein wenig musste ich mein Programm anpassen, ansonsten wären mir die Berge zu nahe gekommen.“ Die drei Gripen kamen aus Ronneby und gehören zum F17 Wing. Saab wie auch Airbus Defence & Space waren am Boden mit Informationsständen präsent und positionierten sich damit für die geplante Evaluation eines neuen Kampfjets für die Schweizer Luftwaffe.
Der Schweizer Verteidigungsminister Guy Parmelin informiert Anfang des Jahres über die geplanten Vorbereitungsarbeiten zur Evaluation eines neuen Kampfflugzeuges für die Schweizer Luftwaffe. Bis im Frühling 2017 soll eine interne Gruppe mit Vertretern der relevanten Fachbereiche von Armee, armasuisse und dem Generalsekretariat VBS Fragen zu Bedarf, Vorgehen und industriellen Aspekten in einem Bericht beantworten. 2017 soll dem Parlament dann ein Kredit zur Planung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung (PEB-Kredit) für die Beschaffung unterbreitet werden. Nachdem die Beschaffung der geplanten 22 Saab JAS-39 Gripen E als Ersatz für die F-5 Tiger Flotte im Mai 2014 vom Volk abgelehnt wurde, geht die Beschaffung nun in eine zweite Runde. Der Volksentscheid hat nichts am Bedürfnis der Luftwaffe für einen Ersatz der über 30-jährigen F-5 Tiger geändert. Von aktuell 54 Jets im Bestand sind derzeit nur noch gut 25 einsatzfähig. Hinzu kommt nun, dass der Ersatz der 31 F/A-18 Hornet in absehbarer Zeit ansteht. Diese kommen bis 2025 ans Ende ihrer Nutzungsdauer. Der Antrag für den PEB-Kredit 2017 ist der formelle Beginn des Projekts für die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges. Nach gegenwärtiger Planung soll 2020 der Typenentscheid fallen, 2022 der Beschaffungskredit im Parlament beantragt und ab 2025 die neuen Flugzeuge geliefert werden. Neben den in Mollis anwesenden Eurofighter und Gripen, wird ebenfalls die schon bei der letzten Evaluierung konkurrierende Dassault Rafale wieder im Wettbewerb erwartet. Saab wird erneut die neue E/F Version des Gripen anbieten, die im Mai ihren Rollout hatte. Ein neuer Konkurrenten brachte sich gleich selbst ins Spiel. „Das Schweizer Beschaffungsprogramm wird auf jeden Fall eine große Gelegenheit sein, um den F-35 Lightning II Joint Strike Fighter anzubieten“, sagte Jeff Babione, Vizepräsident von Lockheed Martin, auf der Luftfahrtmesse im englischen Farnborough. Er sehe „absolutes Potenzial“ für einen Verkauf der Maschine an die Schweiz.
Die insgesamt 30.000 Besucher des Zigermeets 2016 erlebten eine Flugshow, die dank dem einzigartigen Bergpanorama, einem höchst abwechslungsreichem Flugprogramm und sehr engagierten und erfahrenen Organisatoren viele absolut einmalige Eindrücke bot. ■
Publikationen
Flieger Revue 11/2016
Text & Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR – August 2016