Die ALA 15 der spanischen Luftwaffe war Gastgeber des 55. NATO Tiger Meets. Auf dem Fliegerhorst Zaragoza übten 21 Einheiten, davon 18 Tigerstaffeln aus 14 Ländern vom 16.05. bis 27.05.2016 die internationale Zusammenarbeit im Hinblick auf künftige multinationale Einsätze. Nach dem deutlich kleineren Rahmen des Vorjahres war die Hochwertübung mit rund 100 teilnehmenden Luftfahrzeugen so groß wie noch nie. Die Luftwaffe beteiligte sich mit neun Eurofighter vom TaktLwG 74 aus Neuburg. Die Bavarian Tigers wurden zum Vollmitglied ernannt.
In diesem Jahr lud die ALA 15 der spanischen Luftwaffe die NATO Tiger Staffeln vom 16.05. bis 27.05.2015 zum jährlichen Treffen auf die Basis Zaragoza nach Nordspanien. Der ehemalige USAF Stützpunkt bietet eine hervorragende Infrastruktur und immense Dimensionen, die eine Übung dieser Größe erst möglich macht. Neben zwei Bahnen und dem großen Vorfeld (1,5 x 0,3km messende Betonplatte: „Tiger Ramp“) beherbergte der stark amerikanisch geprägte Flugplatz sogar die eigene Zeltstadt „Tiger Town“ für die Teilnehmer. Der nicht weit entfernt gelegene Schießplatz „Bardenas Range“ wurde ebenfalls genutzt. Aus 14 Nationen reisten die Teilnehmer an und es waren inklusive der Gastgeber gleich 21 Einheiten mit ca. 100 Kampfflugzeugen, Aufklärern, Hubschraubern und über 1000 Soldaten beteiligt. – NTM 2016 Teilnehmer – Dazu kamen noch Staffeln als Beobachter ohne Flugzeuge, Wochenendbesucher und externe Einheiten wie Jägerleitoffiziere. Damit war es das größte Tiger Meet in der 55-jährigen Geschichte. Aus Deutschland beteiligten sich die GfD (Gesellschaft für Flugzieldarstellung) mit einem Learjet und das TaktLwG 74 aus Neuburg verlegte mit neun Eurofightern nach Spanien. Es brachte eigene klimatisierte Container mit, die zu einem großen Containerkomplex von rund 18 x 22 Metern zusammengefügt wurden. Der Kommandoführer des TaktLwG 74 Pilot Oberstleutnant Johannes Durand zum NTM2016: „Für unsere Piloten und Techniker war das diesjährige NTM die Schwerpunktübung des Geschwaders. Wir sind jetzt zum dritten Mal dabei und wissen, dass wir in diesem multinationalen Umfeld bestes Training für Besatzungen und Techniker bekommen“. Höhepunkt für die Neuburger, die einen Mix aus jungen und erfahrenen Piloten abkommandierten, war die offizielle Aufnahme als Vollmitglied in den Kreis der Tigerstaffeln der NATO Tiger Association. Der Kommodore des TaktLwG 74, Oberst Holger Neumann, der das Neuburger Kommando in Zaragoza für einige Tage besuchte, freute sich darüber ebenso wie die rund ca. 180 Soldaten des Kommandos.
Wie am Boden boten auch die spanischen Lufträume mit einem etwa 600 x 250 Kilometer großen Übungsgebiet den entsprechenden Platz für die täglich zwischen 130 und 150 geflogenen Trainingseinsätze. Es waren die selben Lufträume, die auch für die TLP Flying Course verwendet werden. Entlang der Mittelmeerküste Spaniens und über dem östlichen Festland wurden täglich zwei Wellen geflogen. Bei der „Shadow Wave“ am Vormittag traten die einzelnen Staffeln nach individueller Absprache gegeneinander zu Luftkampfmanöver in kleineren Rahmen (2 vs. 2 oder 4 vs. 4) an. Bei diesen DACT (Dissimilar Air Combat Training) Missionen flogen unterschiedliche Flugzeugtypen gegeneinander, z.B. die griechischen F-16 bspw. gegen Gripen aus Ungarn oder Tschechien. Jede Staffel hatte auch einen Doppelsitzer dabei, um so Piloten der anderen Nationen und Muster auch die Gelegenheit für gegenseitige Mitflüge im jeweils anderen Jet zu ermöglichen. Am Nachmittag folgte dann die wesentlich anspruchsvollere „Composite Air Operation“ (COMAO) Mission. Hier wurden sehr komplexe, verbundene Luftkriegsoperationen mit bis zu 70 Luftfahrtzeugen aller Art geübt. Dazu gehörten reine Jagdbomber, Jagdflugzeuge, Aufklärer und elektronische Störflugzeuge. Hinzu kamen Kampf- und Transporthubschrauber für fliegende Jägerleitoffiziere oder bewaffnete Luftrettung, ebenso Tanker und Frühwarnflugzeuge. Die äußerst reellen Szenarien orientierten sich dabei an solchen, wie sie sich im echten Einsatz abspielen. Dazu gehörten „No Fly Zone Operations“, bei denen eine eingerichtete Flugverbotszone durch Abfangjäger geschützt wird. Oder aber auch offensive Operationen im Verbund, bei denen Jäger- und Jagdbomberkräfte Ziele am Boden simuliert angriffen oder bei denen abgeschossene Besatzungen befreit (CSAR, Combat Search and Rescue) und aus dem Feindesland zurückführt wurden. Jede Mission setzt eine mehrstündige Planung am Vortag voraus, bei welcher der täglich wechselnde Mission Commander seine ihm zur Verfügung stehenden Kräfte optimal verplante. Lernziel ist vor allem die gemeinsame Planung und spätere Durchführung dieser komplexen Mission mit großer Anzahl an Luftfahrtzeugen in verschiedenen Rollen in multinationalem Umfeld. Der große Vorteil ist hierbei, dass alle Teilnehmer vor und nach dem eigentlichen Flug am gleichen Ort versammelt sind, um die Briefings direkt zusammen auszuwerten und voneinander zu lernen. Ebenso einzigartig am NTM, dass sich immer dieselben Staffeln und sogar Personen treffen. Dadurch bilden sich über die Jahre enge persönliche Kontakte.
Nach zwei Wochen Übung mit insgesamt fast 1000 geflogenen Missionen zeigte sich OTL. Durand zufrieden: „Wir haben mit unserem Tiger Meet-Kommando viel erreicht. Neben der Hochwertübung und einer überaus professionellen Leistung aller Beteiligten, waren der Teamgeist im Kommando und die Zusammenarbeit mit den anderen Nationen das Highlight dieser Übung. Mit der Durchführung von 95 Prozent der geplanten Einsätze können wir ebenfalls sehr zufrieden sein. Der Klarstand des Eurofighters war hervorragend.“ Die Neuburger Eurofighter Piloten flogen dabei in der Air-Air Rolle sogenannte Sweep – Einsätze. Diese offensiv ausgerichteten Missionen haben zum Ziel alle gegnerischen Luftkräfte in einem entsprechenden Gebiet zu zerstören und die Luftüberlegenheit herzustellen. Die Aufklärer, Bomber oder Kampfhubschrauber können dann ihre jeweiligen Ziele, wie das Retten eines abgeschossenen Pilotens, erfüllen. Des Weiteren fungierten sie noch als ‚Red Air‘ (Darstellung feindlicher Kräfte). Die Red Air Darsteller waren dabei die ersten in der Luft um sich nach einer Luftbetankung für das jeweilige Szenario, meist weit im Süden Spaniens, zu positionieren.
Das NTM ist eine der qualitativ hochwertigsten Übungen in Europa, die sich hinter den Flag Exercises in den USA nicht verstecken muss. Beim NTM wird die nationenübergreifende Zusammenarbeit zwischen fliegenden Staffeln gestärkt. Missionsplanung, -durchführung und -auswertung findet auf höchstem Niveau statt und nutzt modernste Planungs- und Debriefing Tools. Hinzu kommt der soziale Aspekt, denn zwischen den Staffeln aus verschiedenen Ländern gibt es über Jahre gewachsene persönliche Kontakte, die jedes Jahr wieder aufgefrischt werden. Die Auszeichnung für die beste Gesamtleistung, die Silver Tiger Trophy, gewann im Jubiläumsjahr die 31. Smaldeel (Staffel) mit ihren F-16 aus Belgien vor den Neuburgern. Nach Tschechien ging der Preis für die schönste Lackierung, den die 221. Staffel mit ihrer Mil Mi-24V „Alien-Tiger“ in einer aufwendigen Volllackierung gewann. Im nächsten Jahr wird das NTM in Frankreich bei der Flotille 11 in Landivisiau stattfinden und in 2018 geht es nach jetziger Planung zur 6. elt nach Poznan – Krzesiny in Polen. ■
Tiger – Tiger – Tiger!!!
FliegerRevue 08/2016
Text: © Mathias Grägel
Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR Mai 2016