Das im bayerischen Neuburg an der Donau beheimatete Taktische Luftwaffengeschwader 74 ist einer der wichtigsten Luftwaffenverbände des Landes. Mit ihren Eurofightern sichern die Luftverteidigungsspezialisten rund um die Uhr den süddeutschen Luftraum. 2021 wird das Geschwader 60 Jahre alt.
Schon sehr früh hatte man sich im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 (TaktLwG 74) für die Ausrichtung des Tags der Bundeswehr 2021 beworben und auch den Zuschlag erhalten. 60 Jahre Geschwader, 15 Jahre Eurofighter Betrieb, 5 Jahre Vollmitgliedschaft in der NATO Tiger Organisation – Gründe zu feiern gibt es in Neuburg heuer genug. Jedoch fiel die für den 12. Juni geplante Großveranstaltung mit Flugprogramm wie vieles andere der Covid-19 Pandemie zum Opfer. Ganz ausfallen lassen wollte die Geschwaderführung das Jubiläum aber auch nicht und so entstand eine pandemiegerechte Alternative. Wenn auch in weit kleinerem Umfang. Ein Jubiläumsfilm, Ausmalbilder für Kinder und die Versetzung der F-4F Phantom 37+61 vom Flugplatz zum Haupttor der Wilhelm-Frankl Kaserne als Gate Guard wurden lokal und online umgesetzt. Genau zum 60. Jahrestag der Aufstellung des Geschwaders am 05. Mai 1961 sollte eine Jubiläumsformation über der Stadt und dem Flugplatz Neuburg fliegen. Zum Jubiläumstag hatten die Neuburger dann erneut Pech. Diesmal war nicht Corona, sondern das Wetter in Form von Sturmtief Eugen Schuld für eine Terminverschiebung. Bei starken Windböen und geringer Sicht war das Risiko einer Großformation über der Stadt zu groß. Eine Woche später am 11. Mai konnte dann alles wie geplant stattfinden. Vier Eurofighter flogen in Formation in etwa 300 Metern Höhe über die Stadt. Angeführt wurde die seltene Großformation von einem besonderen Neuburger Eurofighter.
Die lange Tradition der Luftwaffe von Sonderlackierungen wurde auch zum Jubiläum weitergeführt. Die bayerischen Farben weiß-blau dominieren beim Design der neuen Jubiläumsmaschine. Ihr farbiges Kleid erhielt die „The Bavarian Tiger“ getaufte 31+01 jedoch in Form einer Folierung. Nicht nur das Design auch die Umsetzung der Folierung stammt von Alexander Hamm. Der gebürtige Neuburger ist Diplom-Designer und mit seiner Werbefirma in der Stadt ansässig. Es ist nicht seine erste Sonderfolierung bereits in der Vergangenheit wurde sein Entwurf des „Cyber Tigers“ umgesetzt. Der diesjährige Jubiläums-Tiger ist für Hamm noch einmal etwas ganz Besonderes. Er hat sich bei der Umsetzung des Designs vor allem das Motto „Bayern“ gewählt. Die weiß-blauen Streifen des neuen Tigers greifen nicht nur die vertraute Farbwahl der bayerischen Farben auf, sondern münden auf dem Rumpf des Flugzeugs auch in einem schemenhaften Berggipfel. Der Tiger selbst wacht ruhig und fokussiert auf dem Leitwerk über dem Wappen des Geschwaders. Auf der Oberseite der Tragflächen blitzen einem große, gelbe Raubkatzenaugen entgegen. Bei der Verwirklichung des neuen, bayerischen Tigers war es Hamm wichtig, neben der Heimatverbundenheit auch Eleganz und Seriosität zu vermitteln und den Eurofighter nicht nur in bayerische Klischees zu „verpacken“. „Es sollte auch unbedingt ein Bezug zum Geschwader hergestellt werden, indem auch die Farben des Geschwader Wappens (gelb-blau) verwendet und integriert wurden“, erklärt er. Anpassen musste er sein Design auch an die Vorgaben und Auflagen die Hersteller Airbus beim Eurofighter macht. Nicht alle Flächen dürfen foliert werden und die Folie muss natürlich eine Luftfahrtzulassung. Die „Bavarian Tigers“ wurden am 18. März 2013 gegründet und sind seit dem 17. Mai 2016 Full Member der NATO Tiger Association. Dadurch hat der Eurofighter Verband Zugang zu einer der hochwertigsten und größten Luftkampfübungen der Nordallianz: das jährliche „NATO Tiger Meet“. Das fünfjährige „Full-Member“- Jubiläum wird mit dem mittlerweile siebten Tiger ebenfalls gefeiert.
Australien, Estland, Rumänien und Griechenland – so lauten die Ziel der Neuburger in 2022. Je nach Covid-19 Lage soll das Geschwader im Spätsommer mit ca. 100 Soldaten sowie sechs Eurofightern nach „Down Under“ reisen. Neben der Teilnahme an der Übung „Pitch Black“ geht es vor allem um die Verlegefähigkeit der Truppe. Um Mensch und Material ans andere Ende der Welt zu schaffen, werden auch A400M und A330 Tanker unterstützen. Es wird der weiteste Trip in diesem sehr internationalen Jahr. Auch ein Abstecher nach Japan ist geplant. Schon als Klassiker im Kalender kann das NATO Tiger Meet im griechischen Araxos im Mai gesehen werden. Einen neuen Tiger Eurofighter soll es nach zwei Jahren Covid verschuldeter Tiger Meet Pause auch wieder geben. Das erste Engagement in Rumänien führt drei Eurofighter im Frühjahr nach Konstanza um dort das NATO Air Policing unter italienischen Lead zu unterstützen. Ab Oktober steht dies auch wieder im Baltikum auf dem Plan. Alle Deployments und auch der heimische Kernauftrag der Alarmrotte sollen nach Plan wieder ähnlich 2021 in ca. 4000 Stunden erflogen werden. ■
FliegerRevue 07&09/2021
Ein ganz herzlicher Dank an die entsprechenden Beteiligten des TaktLwG 74.
Text & Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR 2021