Mit einem „Flyout“ verabschiedet das Kampfhubschrauberregiment 36 im hessischen Fritzlar die Bo105. Wie beim Regiment neigt sich auch die Zeit der Bo105 bei der Bundeswehr dem Ende entgegen. In Fritzlar hat der Kampfhubschrauber UHT Tiger die Nachfolge der Bo105 angetreten und absolvierte in Afghanistan seinen ersten Kampfeinsatz.
Mit einem Regimentsapell am 26. November 2014 verabschiedeten die Soldaten des Kampfhubschrauberregiments 36, auch mit etwas Wehmut, ihr langjähriges Waffensystem Bo105. Das „Flyout Bo105“ bedeutet das Ende des Flugbetriebes in Fritzlar zum Jahresende. Die erste Bo105 mit dem Kennzeichen 86+38 erreichte Fritzlar am 15.Januar 1981 während der Aufstellungsphase des damaligen Heeresfliegerregimentes 36. Dieser Hubschrauber befand sich bis zum Schluss im Regiment und flog seit 1981 rund 6000 Stunden. Mit der Bo105 als Panzerabwehrhubschrauber erhielt die Bundeswehr während des kalten Krieges ein hoch bewegliches Panzerabwehrmittel gegen sowjetischen und osteuropäischen Panzermassen. Nahe der innerdeutschen Grenze verfügte das Regiment über bis zu 60 Panzerabwehrhubschrauber. In zahlreichen Übungen im Zusammenwirken mit Bodentruppen von Südniedersachsen bis nach Nordbayern und beim täglichen Übungsflugbetrieb am Standort Fritzlar wurden sie ein vertrauter Anblick. Nach nunmehr fast 34 Jahren, über 250.000 geflogenen Flugstunden geht der Flugbetrieb mit diesem Hubschraubertyp zu Ende. Zum Abschied erhielt die 87+51 eine Sonderlackierung in den Nationalfarben. Neben dem Fritzlarer Dom, einer ablaufenden Uhr sind die Wappen der Einheiten des Regiments auf der Bo105 zu sehen.
Die Bo105 wurde in Fritzlar als Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber (VBH) ohne Bewaffnung sowie Bo 105PAH Panzerabwehrhubschrauber betrieben. Die Aufgabenänderung nach dem Fall des eisernen Vorhanges und die technische Entwicklung machten aus dem einstigen Panzerabwehrhubschrauber einen hauptsächlich zur Weiterbildung, dem Personentransport und Verbindungsaufgaben genutzten Hubschrauber, bevor er jetzt auch in Fritzlar, dem letzten Bo105 Regiment der Bundeswehr, Platz machen muss für den neuen Kampfhubschraubers EC 665 UHT „Tiger“.
Das Kampfhubschrauberregiment 36 ist nun die Heimat aller deutschen UHT Tiger. Aktuell verfügt das Regiment über ca. 18 Tiger, inkl. der auf die ASGARD-Konfiguration (Afghanistan Stabilization German Army Rapid Deployment) umgerüsteten. Im Dezember 2012 wurden vier ASGARD-F zum Einsatzgeschwader Masar-e Scharif nach Afghanistan verlegt. Im selben Monat jenen Jahres absolvierten sie ihre ersten Probeflüge bevor am 30. Januar 2013 die Einsatzbereitschaft hergestellt wurde. Bei seinen etwa 260 Einsatzflügen und annähernd 1.860 Flugstunden kam er ohne die Abgabe eines scharfen Schusses im Gefecht aus. Allein die Präsenz dieses Waffensystems genügte, um in Gefahrensituationen zu bestehen. Am 30.06.2014 endete nach fast anderthalb Jahre der erste Einsatz des Tigers. Er konnte in verschiedenen Rollen im Einsatz bewähren. Sei es als bewaffnete Unterstützung aus der Luft für Bodentruppen, bei Operationen zur Sicherung und Räumung von Straßen, beim luftgestützten Einsatz von afghanischen Sicherheitskräften.
Wie beim Kampfhubschrauberregiment 36 geht die Zeit der Bo105 auch bei der Bundeswehr dem Ende entgegen. Bis Ende 2016 verbleiben dem Muster im militärischen Dienst. Im Zuge der Umsetzung der Bundeswehrreform haben in den letzten Monaten alle Bo105 Einheiten das Muster außer Dienst gestellt. Die Heeresfliegerunterstützungsstaffel 1 (HFUS1) in Holzdorf, die Verbindungs- und Aufklärungsstaffel 100(HFVAS100)/Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 1 in Celle sowie das Kampfhubschrauberregiment 26 in Roth wurden aufgelöst. Alle verbleibenden Bo105 werden bis zum Ende ihrer Dienstzeit bei der Heeresfliegerwaffenschule im Ausbildungszentrum C (HFWS/C) in Celle als Verbindungs- und Schulungshubschrauber betrieben. ■
Ein ganz herzlicher Dank an die entsprechenden Beteiligten des Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ sowie der Presse – und Öffentlichkeitsarbeit / PIZ Division Schnelle Kräfte.
Text: © Mathias Grägel
Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto Dezember 2014