Die Schweizer Luftwaffe zeigt beim traditionellen Fliegerschiessen auf dem Fliegerschiessplatz Axalp im Berner Oberland eine Kostprobe ihres Könnens in alpinen Gelände. Die beteiligten Verbände beeindruckten mit ihren professionellen Leistungen bei Bilderbuch-Herbstwetter täglich rund 7500 Zuschauer. Zum letzten Mal war der F-5 Tiger auf der Ebenfluh im Erdkampf zu sehen.
Das Wetter spielt beim Fliegerschiessen auf der Axalp immer die entscheidende Rolle. Nebel, Regen und/oder schlechte Sichten sorgten für viele Absagen in der Vergangenheit. Wie schon im Vorjahr war Petrus 2018 jedoch erneut auf Seiten der Flieger. Dank herrlichem Herbstwetter konnte die Vorführung auf über 2200 Meter über Meer wie geplant am Mittwoch, 10. und Donnerstag 11. Oktober 2018 stattfinden. Einzig der extrem starke „Guggi-Föhn“ beeinträchtige einige Displays, wie etwa die Fallschirmaufklärer. Die geschätzten 7000 bis 8000 Fliegerfans pro Tag bekamen indessen das Fliegerschiessen der Kampfflugzeuge F/A-18 und F-5 Tiger in diesem anspruchsvollen alpinen Terrain zu sehen. Mit den Vorführungen will die Schweizer Luftwaffe ihr Können und ihre Mittel präsentieren. Mehrere Hundert geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Armee, Journalisten sowie Botschafter, Militärattachés und Bundesräte flog die Luftwaffe mit acht Super Pumas und Cougar Transporthelikoptern im «Big-Lift» vom Militärflugplatz Meiringen aus auf die Ebenfluh. Der Rest erklimmt zu Fuß mit Sack und Pack auf dem Rücken die Zuschauerzonen an den Südhängen von Tschingel und Axalphorn. Bereits früh morgens, ab 5 Uhr geht es mit dem Bus vom Großparkplatz nahe Brienz nach Axalp – Dorf und von dort weiter mit dem Sessellift. Der folgende Aufstieg in eine der drei Zonen dauert zwischen ein und drei Stunden und hinterlässt so manche Schweißperle auf der Stirn. Doch die Strapazen werden mit einem eindrucksvollen Programm belohnt.
Dieses bot 2018 auch einige Neuerungen. Auf die Sekunde genau um 14.00.00 Uhr überflogen die F/A-18 Hornet der Fliegerstaffel 11 aus Meiringen, Flares ausstossend, tief den Kontroll Posten des Schießleiters um die Show zu eröffnen. Die vier Hornets zeigten im Rahmen der „Erdkampfübung 06“ wie agil sie sich im Gelände bewegen können. Aus sechs verschiedenen Angriffsrichtungen flogen sie die Ziele in den Berghängen an, zielten in einem leichten Sinkflug von 15 Grad für zwei bis drei Sekunden, um bei einer Geschwindigkeit von 480 Knoten und in einer Entfernung von rund 1,2 bis 1,8 Kilometern die 20-Millimeter Bordkanonen abzufeuern. Etwa 30 Patronen verlassen dabei die Gatling M61A1-Bordkanone, nur wenig mehr als eine Sekunde später können die Zuschauer beobachten, wie die Projektile bei den Zielen einschlagen. Kaum waren die Ziele überflogen, verschwanden die Hornets hinter der nächsten Krete, wobei auf die Piloten Beschleunigungen bis 7,5g wirken. Geräuschlos dagegen war der Anflug der zwölf Fallschirmaufklärer, die aus 1500 Meter über Grund aus zwei Pilatus PC-6 Portern absprangen. Zumindest noch bei der Generalprobe am Dienstag. An den Showtagen war der Föhnwind zu stark für einen Absprung. Gleiches galt für die Feuerlöschdemonstration mit Bambi Bucket der beiden Super Pumas. Die SAR Rettungsübung der EC635 mit Windeneinsatz war grundsätzlich nicht mehr im Programm. Dafür sind das Super Puma/Cougar-, Pilatus PC-21 – und F/A-18 Hornet-Solo-Display genauso feste Bestandteile auf der Axalp wie das perfekt ins Gelände eingepasste Display der Patrouille Suisse zum Abschluss des Programmes. Als neues Element tauchte die Formation „Sphair“ über dem Schiessplatz auf: Die enge Formation aus PC-7, PC-21 und F/A-18 Hornet zeigte in einem Bild, welchen fliegerischen Weg junge Pilotenanwärter vom ersten Screening bis zum fertig ausgebildeten Piloten im Hochleistungskampfflugzeug durchlaufen. In einer neuen QRA – Demo konnte der Luftpolizeidienst seine Aufgabe vorstellen. Die scharf bewaffnete Alarmrotte von zwei F/A-18C aus Payerne fing im Luftraum über der Axalp einen Eindringling in den Schweizer Luftraum ein. In Sichtweite des Publikums wurden die Verfahren beim Abfangen eines Flugzeuges von der Sichtidentifikation über Warnungen mit Flügelschwenken und Flares-Ausstoss bis zum Geleiten zur Landung vorgeführt. Das diesjährige Programm bot eine erste Kostprobe, wie das Fliegerschiessen in Zukunft aussehen kann wenn die F-5 Tiger II auf dem Schiessparcours fehlen.
Mit der Armeebotschaft 2018 beantragte der Bundesrat, nicht mehr benötigte Waffensysteme ausser Dienst zu stellen. Dazu gehören auch 27 der 53 F-5 Tiger II. Die verbleibenden 26 Tiger werden von den beiden „Servicestaffeln“ (Staffel 6 in Payerne & Staffel 19 in Emmen) und der Patrouille Suisse für Unterstützungsaufgaben weiter eingesetzt. Dies sind insbesondere die Zieldarstellung im Luftkampftraining, die Überwachung der Radioaktivität und die Show der Patrouille Suisse. Die sechs F-5 Tiger II der Fliegerstaffel 6, die von Payerne aus operierte, waren somit zum letzten Mal in ihrer Rolle als Kampfflugzeuge beim scharfen Schuss auf der Axalp zu sehen. Die Übungsmunition für die F-5 Bordkanonen ist aufgebraucht. Auf die Beschaffung neuer Munition wurde verzichtet. Die Piloten der F-5 Tiger zeigten auf ihren letzten „Hot Runs“ auf dem Axalp-Schiessparcours noch einmal eine beeindruckende Leistung. Die kleinen, wendigen Jets jagten besonders agil um die Felsen und nahmen die Bodenziele unter Feuer, bevor sie sich zu einem würdigen Abschiedsüberflug formierten: Zusammen mit der Patrouille Suisse sagten die F-5 als Kampfflugzeuge in einer großen Zwölfer-Formation der Axalp Goodbye. ▪
■ Bilder & Text: Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR Oktober 2018