Größte Airshow der Schweiz auch Treffen der Air2030 Konkurrenten
Mit dem Projekt Air2030 läuft in der Schweiz erneut eine Kampagne zur Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges. Diesmal sollen erneut die F-5 und ebenfalls die F-18 erneuert werden. Das Zigermeet auf dem ehemaligen Militärflugplatz Mollis bot den Wettbewerbern eine Gelegenheit ihre Produkte der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die größte Schweizer Flugshow des Jahres bot dazu viele weitere Highlights, von fast lautlosen Gänsen bis hin zum modernen Kampfjet, vor einer imposanten Bergkulisse.
Der ehemalige Militärflugplatz Mollis im Glarnerland, einst Heimat von Hawker Hunter und F-5 der Schweizer Luftwaffe, war Schauplatz des Zigermeets 2019. Zur bereits siebten Auflage fanden sich am 16. & 17. August rund 30.000 Zuschauer (10.000 am Freitag und 20.000 am Samstag) im Kanton Glarus ein. Erstmals war auch der Freitag ein voller Show Tag. An Highlights bei den zivilen Teilnehmern gab es Oldtimer, Solo – Kunstflug und vor allem das Kunstflugteam „Baltic Bees“ mit sechs L-39 Albatros Jets zu sehen. Die FMA-Flyers des Fliegermuseums Altenrhein flogen T-6 und Pilatus PC-7 vor dazu waren u.a. die P3-Flyers, die sogenannte Classic Formation mit den aluminium-glänzenden Passagierflugzeugen DC-3 und Beech 18 oder das Blanix Team im Programm. Die bemerkenswerte Show von Christian Moullec, der in der Mittagspause mit seinem Trike eine präzise Formation mit seinem Gänseschwarm vor flog, zeigte Fliegen in seiner ursprünglichsten Form. Besonders in diesem Jahr war die hohe Dichte an militärischen Teilnehmern. Vom letzten flugfähigen Dewoitine D.26 (Baujahr 1931) bis hin zu den aktuellen Vorführteams der Schweizer Luftwaffe. F-18 Hornet Solo Display, Super Puma Display Team und die Patrouille Suisse boten ein gewohnt gutes und an die schwierige Topografie rund um den Flugplatz Mollis angepasstes Programm. Die FMA – Flyers brachten den einstigen Hausherren in Form des Hawker Hunter zurück nach Mollis. Ihre Prämiere in Mollis feierten die „Krila Oluje“ der kroatischen Luftwaffe deren sechs PC-9 Trainer aus Schweizer Produktion des Herstellers Pilatus standen. Im Static Display war die Luftwaffe mit dem größten Flugzeug in Form eines A400M des LTG62 aus Wunstorf oder die französische Luftwaffe mit ihren neuen Pilatus PC-21 vertreten.
Höhepunkt waren aber ohne Zweifel die Vorführungen der Konkurrenten um das neue Schweizer Kampfflugzeug. Das eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) plant die Erneuerung der Mittel zum Schutz des Luftraums als Gesamtpaket mit dem Programm „Air2030“. Derzeit sind noch 26 F-5 Tiger als Serviceflugzeug im Dienst. Die Aufgaben hier sind insbesondere die Zieldarstellung im Luftkampftraining, die Überwachung der Radioaktivität und die Show der Patrouille Suisse. Neu bei Air2030 ist nun, dass auch der Ersatz der noch verbliebenen 30 F/A-18C/D ebenfalls Teil des Programms ist. Diese erreichen 2030 das Ende ihrer Nutzungsdauer. Damit soll mit Air2030 die gesamte Kampfflugzeugflotte der Schweizer Luftwaffe für sechs Milliarden Franken erneuert werden. Der Bundesrat hatte im November 2017 mit einer Grundsatzentscheidung für das Programm die finanziellen Mittel genehmigt und damit Air2030 gestartet. Nach einer Analyse des Bedarfs und Marktes in 2018 wurden Anfragen an die Hersteller Airbus, Boeing, Dassault, Lockheed-Martin und Saab gestellt. Am 25. Januar 2019 hatten die ursprünglich fünf Kandidaten ihre Offerten für die neuen Kampfflugzeuge an die „armasuisse“ übergeben. Die Typen waren die Eurofighter Typhoon, Boeing F/A-18E/F Super Hornet, Dassault Rafale, Lockheed Martin F-35A und SAAB Gripen E. Zwischen April und Juni 2019 wurden die Jets in Payerne einer Flug- und Bodenerprobung unterzogen. Saab mit dem Gripen E hat auf Anraten der armasuisse nicht an dieser Erprobung teilgenommen. Grund war, dass Saab mit der Gripen C teilnehmen wollte, die armasuisse jedoch ausdrücklich die zu beschaffenden Muster, die Gripen E, betrachten wollte. Somit ist der Gripen E nicht mehr Teil des Auswahlverfahrens. Nach gegenwärtiger Planung soll nun 2020 der Typenentscheid fallen, 2022 der Beschaffungskredit im Parlament beantragt und ab 2025 die neuen Flugzeuge geliefert werden. Gleichzeitig würden die F/A-18 außer Dienst gehen.
Mit Ausnahme der beiden amerikanischen Modelle Boeing F/A-18E/F Super Hornet und Lockheed Martin F-35A nahmen die beiden verbleibenden europäischen Wettbewerber an der Flugvorführung in Mollis teil. Alle Hersteller waren auch mit großen Ausstellungsständen und reichlich Werbegeschenken für die Besucher und VIP´s vor Ort. Die F-35A war (wie auch ein Eurofighter) als Mock-up in Mollis zu besichtigen. Auch Saab beteiligte sich trotz des Aus im Wettbewerb mit großem Engagement. Die schwedische Luftwaffe flog den JAS-39C Gripen vor. Dazu schickten die Schweden auch noch den sehr seltenen Doppelsitzer Saab Sk37E Viggen der Swedisch Air Force Historic Flight als weiteres großes Highlight in die Schweiz. Zwei dieser Anfang der 1970er-Jahre in Schweden eingeführten Viggen werden heute noch in Schweden flugtüchtig gehalten. In der Luftwaffe wurden sie 2005 vom Gripen abgelöst. Die beiden Gripen kamen aus Luela in Nordschweden und gehören zum F21 Wing. Das Display des Eurofighter für Airbus stellte die Luftwaffe. Die beiden Flugzeuge kamen vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71 aus Wittmund, welches in diesem Jahr die „Leistungsdemonstration des Eurofighter“ fliegt. Aus Neuburg kam ein dritter Eurofighter für das Static Display. Die Armee de l´Air unterstützte Dassault bei seinen Bemühungen mit der Teilnahme ihres Rafale Solo Displays. Die beiden Rafale C kamen von der Escadron de Transformation Rafale 3/4 „Aquitaine“ Base aérienne 113 St. Dizier. Das RSD feierte in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Jubiläum und beeindruckte die Zuschauer mit einem dynamischen Display.
Die insgesamt 30.000 Besucher des Zigermeets 2019 erlebten an zwei Tagen eine Flugshow, die dank dem einzigartigen Bergpanorama, einem höchst abwechslungsreichem Flugprogramm und sehr engagierten und erfahrenen Organisatoren viele absolut einmalige Eindrücke bot. Das Organisationskomitee um OK-Präsident Franz Alberti zeigte sich nach dem gelungenen Fliegerfest ebenfalls rundum zufrieden: „Die Bilanz ist sehr positiv, es hat alles gestimmt: zufriedene Gesichter überall, ein sehr familiärer Anlass, super Wetter, und, am wichtigsten, keine Unfälle.“ Alberti bestätigte auch, dass die Planung für das nächste Zigermeet, aller Voraussicht in 2022, bald in Angriff genommen werden. ■
FliegerRevue 11/2019
▪ Bilder & Text: Charly & Mathias Grägel / GME-AirFoto August 2019