Seit über 45 Jahren stellt die Bundeswehr mit dem Bell UH-1D den SAR – Dienst. Die leuchtorangenen Türen und der typische Teppichklopfersound wurden zum Markenzeichen für die fliegenden Retter, nicht zuletzt in den Bergen der bayerischen Alpen. Die Einsatzgruppe SAR im bayerischen Landsberg Penzing übernimmt den SAR Dienst beim Heer.
Mit dem aus der Bundeswehrreform resultierenden „Fähigkeitstransfer Hubschrauber“ wechselte der „Such- und Rettungsdienstes für Notfälle in der Luftfahrt“, kurz SAR (Search and Rescue) sowie die gesamte Bell UH-1D Flotte zum 01.01.2013 von der Luftwaffe zum Heer. Seitdem übernimmt die Einsatzgruppe SAR (EinsGrp SAR) mit der UH-1D die Stellung des SAR – Dienstes über dem Festland der Bundesrepublik. Die EinsGrp SAR ist, obwohl dem Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten unterstellt, eine eigenständige Einheit. Vom Heimatstandort im bayerischen Landsberg – Penzing aus wird der Süden Deutschlands und die Alpen abgedeckt. Zwei weitere SAR – Kommandos werden an den Standorten Nörvenich für den Westen und Holzdorf für den Osten betrieben.
Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag Einsatzbereit mit der Bell UH-1D Huey
Die Aufgaben des SAR – Dienstes umfassen die Suche nach überfälligen oder abgestürzten Luftfahrtzeugen und bei Bedarf die Rettung der Insassen. Weiter die Unterstützung der eigenen Streitkräfte und die Hilfeleistung für das zivile Rettungssystem im Rahmen der dringenden Nothilfe. Die Reaktionszeit nach Alarmierung beträgt am Tag gerade einmal 15 Minuten. In der Nacht sind die Flugvorbereitungen wesentlich komplexer so dass nach maximal einer Stunde gestartet werden muss. Eine Besatzung besteht aus jeweils einem Hubschrauberführer, Bordtechniker und Luftrettungsmeister. Ein Arzt ist nicht Teil der Besatzung, kann aber bei Bedarf jeder Zeit aufgenommen werden.
Die ursprünglich 345 beschafften UH-1D wurden Mitte der 60ér Jahre in Deutschland von Dornier unter Lizenz gebaut. Alle verbleibenden 40-50 sind aktuell noch beim THR30 im Dienst, wobei die EinsGrp SAR je nach technischer Verfügbarkeit ca. 12 betreibt. Auf moderne Geräte und Systeme wie Autopilot, FLIR-Kamera, spezielle Suchscheinwerfer, Hinderniswarner oder Such-/Wetterradar müssen die Besatzungen verzichten. Auch die gesamte Navigation wird auf die traditionelle Weise mit Luftfahrtkarten durchgeführt, da keine GPS-Navigationssysteme installiert sind. Die jahrzehntelange operative Erfahrung führte zu einem großen Vertrauen. „Es ist ein extrem zuverlässiger und robuster Hubschrauber. Mit Steuerkabeln anstelle von Fly-by-Wire Systemen ist es noch ein faires, echtes Fliegen. Reines fliegerisches Handwerk ist gefragt“. Und nicht zuletzt ist „Fliegen mit der Huey Spaß pur, es ist die Harley unter den Hubschraubern“ charakterisiert ein Pilot lächelnd.
SAR im Gebirge
Die Gebirgsluftrettung gehört zum schwierigsten Teil des SAR-Dienstes. Neben der eigentlichen Rettung der Personen fordert schon das reine Fliegen in den Bergen, den Piloten wie seine Crew gleichermaßen. Das anspruchsvolle Gelände gepaart mit schnell wechselnden Wetterbedingungen erfordert viel Erfahrung. Eine normale Landung ist aufgrund des Geländes meist nicht möglich und die einzige verbleibende Möglichkeit ist oft die Rettung mit der Seilwinde. Den meisten Einfluss hat das Wetter. Abrupte Wetteränderungen, eine niedrige Wolkenbasis, minimale Sichten, Hangauf- und -abwinde, Turbulenzen, Thermik. Vor allem für die Bergrettungsmissionen in großen Höhen, z.B. am Zugspitzmassiv, stehen immer zwei Hubschrauber in Alarmbereitschaft. Nur sporadisch mit den notwendigsten Gerät ausgestattet, um so viel Gewicht wie möglich zu sparen, kann eine Maschine mit genügend Leistung die Bergung in der Höhe vornehmen. Mit voller Ausrüstung bestückt übernimmt eine zweite Bell in tieferen Lagen den Patienten um diesen anschließend weiter zu transportieren. Ohne den Einsatz von moderner Technik oder Avionik sind die menschlichen Sinne der Besatzungen gefordert. Bspw. müssen die Seile von Seilbahnen und Stromleitungen erkannt und umflogen werden, Distanzen richtig eingeschätzt werden und nicht zuletzt im Zweifel die Entscheidung zum Abbruch der Mission. Die EinsGrp SAR ist die einzige Einheit in Deutschland, die Rettungsmissionen im Gebirge fliegt – bei Tag und Nacht.
Das Ende der UH-1D bei der Bundeswehr ist schon beschlossen, nur noch bis 2016 steht sie im Dienst. Der SAR-Auftrag, der auch danach beim Heer angesiedelt bleibt, muss mit einem neuen Hubschrauber durchgeführt werden. Die Zukunft der Einsatzgruppe SAR in Landsberg ist momentan ungeklärt. Sicher ist, dass der SAR-Dienst mit der UH-1D 2016 enden wird. Bis dahin wird die Einsatzgruppe gemäß ihrem Motto „Animus et Audax“ (Intelligenz und Mut) weiter Leben retten. ■
FliegerRevue 02/2015, AirForces Monthly 08/2014
Ein ganz herzlicher Dank an die entsprechenden Beteiligten der Einsatzgruppe SAR / Transporthubschrauberregiment 30 sowie der Presse – und Öffentlichkeitsarbeit / PIZ Division Schnelle Kräfte.
Text: © Mathias Grägel
Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto April 2014