Während der großen Hochwasserflut im Juni waren die Heeresflieger des Kampfhubschrauberregimentes 26 „Franken“ rund um die Uhr an allen Brennpunkten im Einsatz. Nun haben sie sich mit zwei sonderlackierten Bo 105 und einem Tag der offenen Tür von der Bevölkerung verabschiedet. Bereits Ende Oktober stellt die Einheit ihren Flugbetrieb auf dem Heeresflugplatz Roth ein und wird nach dann 35 Jahren zum 30.06.2014 aufgelöst. Wie beim Regiment neigt sich auch die Zeit der Bo105 bei der Bundeswehr dem Ende entgegen.
Mit einem letzten „Tag der offenen Tür“ auf dem Heeresflugplatz in Roth verabschieden sich die Heeresflieger des Kampfhubschrauberregimentes 26 „Franken“ (KHR26) Ende Juli von der Bevölkerung. Über 10.000 Gäste sagten dabei ihren Heeresfliegern Lebewohl. „Selten habe ich so eine große Beerdigung besucht“, trauerte Roths erster Bürgermeister Ralph Edelhäußer bei seiner Ansprache im Rahmen des Festaktes. Regimentskommandeur Oberst Bodo Schütte dankte der Bevölkerung von Roth und Umgebung. Die Heeresflieger in Franken wurden toll aufgenommen und jederzeit tatkräftig unterstützt. Diese Verbundenheit, so Oberst Schütte „…haben die Staffeln, Abteilungen und das Regiment durch Patenschaften mit umliegenden Städten gefestigt.“ Auch ohne Flugvorführungen waren die am Boden ausgestellten Hubschrauber NH90, CH-53 und Bell UH-1D sowie militärisches Großgerät ein Anziehungspunkt. Im Mittelpunkt standen die beiden sonderlackierten Bo105 des KHR26 sowie der Tiger. Der Bo105 – Nachfolger und neue Unterstützungshubschrauber wird im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr nur noch in reduzierter Stückzahl beschafft. Alle Tiger werden gemäß dem Stationierungskonzept beim KHR36 in Fritzlar stationiert, was letztendlich die Auflösung des KHR26 bedeutete. Zum 30.06.2014, im Jahr des 35 jährigen Jubiläums, wird das Regiment aufgelöst. Bereits zum 31.10.2013 endet der Flugbetrieb Bo105, der bis dahin noch für die Aus- und Weiterbildung der fliegerischen Besatzungen mit 22 Bo105 aufrechterhalten wird.
Nach der Aufstellung im Jahre 1979 als Heeresfliegerregiment 26 trafen ein Jahr später die ersten B0105 in Roth ein. Die Umbenennung in Kamphubschrauberregiment 26 folgte 2003 und seitdem darf die Einheit den Beinamen „Franken“ tragen. Die Bo105 wird als Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber (VBH) ohne Bewaffnung sowie Bo105PAH Panzerabwehrhubschrauber betrieben. Zu den Aufgaben des KHR26 gehört die Unterstützung der Auslandseinsatzvorbereitungen fremder Verbände durch Bereitstellen von PAH für Close Combat Attack und Close Air Support. Es führt Verbindungs- und Erkundungsflüge durch.
Über die Zukunft des Stützpunkts in Roth stehen im Moment noch viele Fragezeichen. Die meisten Soldaten des KHR26 werden zu anderen Einheiten versetzt oder verlassen die Bundeswehr über entsprechende Reduzierungsprogramme im Zuge der Bundewehrreform. Für die Nutzung des hochmodernen Flugplatzes gibt es mehrere mögliche Szenarien, jedoch momentan keinerlei konkrete Planungen oder Interessenten. Lediglich die Zukunft der Otto-Lilienthal-Kaserne steht fest. Die Offiziersschule der Luftwaffe findet hier eine neue Heimat.
Als am 01. Juni von den Bundesländern Bayern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt aufgrund des Hochwassers der Katastrophenalarm ausgerufen wurde, unterstützte schon einen Tag später die Bundeswehr im Rahmen des Katastrophenschutzes die Einsatzkräfte im Kampf gegen die Fluten. Auch die Männer und Frauen vom KHR26 waren am Boden wie in der Luft beteiligt. Die Aufgaben der Bo105 Piloten waren vielfältig. Verbindungsflüge, die Deichüberwachung aus der Luft, Erkundungsflüge z.B. von noch nutzbaren Evakuierungsstraßen im Hochwassergebiet oder die Luftraumkoordination bei den Evakuierungsflügen durch die SAR – Helikopter gehörten zum Tätigkeitsbereich.
Der Einsatz der Bo105 als Verbindungshubschrauber war sehr gefragt, da er auf Grund seiner geringen Ausmaße in eng umschlossenen und ungewohnten Landezonen operieren konnte. Die geringe Größe des Hubschraubers und der daraus resultierende geringe Rotorabwind, der den Einsatz von größeren Hubschraubern, z.B. beim Transport von Sandsäcken auf durchweichte Dämme nicht mehr zuließ, machte die Bo 105 im Hochwassereinsatz unverzichtbar. „Es war schön zu sehen, dass die Menschen unsere Hilfe auch schätzten und wir helfen konnten. Das motivierte uns nur noch mehr“, fasste Bo105 Pilot Hauptmann Mathias Meier seine Eindrücke zusammen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière dankte seinen Soldaten und fasst in seiner Ansprache, anlässlich des Appells zum Hochwassereinsatz der Bundeswehr die enormen Leistungen der Soldaten zusammen: „Soldatinnen und Soldaten, Sie können sicher sein: Das, was Sie im Kampf gegen das Hochwasser geleistet haben, das werden die Menschen in Deutschland Ihnen (und der Bundeswehr) so schnell nicht vergessen. Sie können stolz auf sich sein.“
Wie beim Kampfhubschrauberregiment 26 geht die Zeit der Bo105 auch bei der Bundeswehr dem Ende entgegen. Noch gut drei Jahre bis Ende 2016 verbleiben dem Muster im militärischen Dienst. Im Zuge der Umsetzung der Bundeswehrreform haben in den letzten Monaten bereits etliche Bo105 Einheiten das Muster außer Dienst gestellt. Die Heeresfliegerunterstützungsstaffel 1 (HFUS1) in Holzdorf sowie die Verbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 (HFVAS100) / Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 1 in Celle wurden aufgelöst. Alle verbleibenden Bo105 werden bis zum Ende ihrer Dienstzeit bei der Heeresfliegerwaffenschule im Ausbildungszentrum C (HFWS/C) in Celle betrieben. ■
FliegerRevue & FlugRevue 10/2013, AirForces Monthly 11/2013, Festschrift TdoT Kampfhubschrauberregiment 26
Ein ganz herzlicher Dank an die entsprechenden Beteiligten des Kampfhubschrauberregiment 26 „Franken“, speziell an Regimentskommandeur Oberst Bodo Schütte, Fliegende Abteilung 261 und dem Team der Presse – und Öffentlichkeitsarbeit sowie dem PIZ Division Luftbewegliche Operationen/Deutsches Heer.
Text: © Mathias Grägel
Bilder: © Charly & Mathias Grägel / GME-AirFoto Juli 2013