Die 19. Auflage des Oldtimer-Fliegertreffens fand Mitte September auf der Hahnweide statt. Die ca. 40.000 Besucher und rund 400 angereisten Oldtimer machten es zu Europas größtem Treffen dieser Art. Neben den rasanten Vorführungen der Warbirds waren auch die lautlosen Oldtimer Segelflugzeuge und über einhundert Doppeldecker am schwäbischen Himmel zu bewundern. Am Fuße der Teck stand ein geselliges Treffen von Enthusiasten und Freunden der Fliegerei aus längst vergangenen Tagen im Vordergrund.
Nach einer erneut dreijährigen Pause und dem Umstieg vom früher üblichen zwei-Jahres Rhythmus war das Oldtimer-Fliegertreffen (OTT) auf der Hahnweide 2019 wieder zurück. Die ca. 35.000 – 40.000 Besucher und rund 400 angereisten Oldtimer machten es am zweiten Septemberwochenende (13. – 15.09.2019) zu Europas größtem Treffen dieser Art. Für viele Enthusiasten steht es zusammen mit den anderen beiden großen Oldtimershows in Duxford / Großbritannien und La Ferté-Alais / Frankreich auf einem Level. Wie gewohnt wurde es von der Fliegergruppe Wolf – Hirth, einem von insgesamt neun ansässigen Flugvereinen, organisiert. „Die Kulisse auf der Schwäbischen Alb mit dem vielen Wald, Hügeln und der Burg Teck im Hintergrund ist einfach malerisch“, beschreibt der Pilot einer Bücker Jungmann nach seiner Landung die tolle Lage des südöstlich von Stuttgart gelegenen Segelfluggeländes. Der Segelflugverein mobilisierte für das Wochenende eine Gesamtzahl von rund 200 ehrenamtlichen Helfern inklusive dem bewährten Organisationsteam rund um Jan Denzel und Stefan Kessler. Dazu kommen die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Seit 1981 gibt es das Treffen auf der Hahnweide. „Wir sind dabei stetig und gesund gewachsen“, erläutert Denzel die heutige Größe des Events. „Die Veranstaltung wird komplett ehrenamtlich durchgeführt. Dadurch können wir Kosten sparen und den Besuch günstig und familienfreundlich anbieten. Es gibt keinen VIP-Bereich, alle stehen hinter dem Zaun und bestaunen gemeinsam die Flugzeuge.“ Das OTT hat sich mittlerweile auch international einen Namen gemacht und die Teilnehmer kommen nicht mehr nur aus dem süddeutschen Umfeld. Die Schweiz, Dänemark, England und bis aus Spanien flog z.B. eine Cessna C-337 „Push Pull“ ein. Geprägt waren die drei Tage von nochmals traumhaften Spätsommerwetter mit Temperaturen an die 30°C, die Besuchern wie den alten Motoren gleichermaßen zu schaffen machten. Das gute Wetter ist jedoch für Flieger, Veranstalter und Besucher gleichermaßen von elementarer Bedeutung um die Durchführung des OTT überhaupt zu ermöglichen. Nach drei Tagen mit intensiven Flugbetrieb zählten die Flugleiter 1112 Flugbewegungen. Belohnt werden auf der Hahnweide seit jeher die Frühaufsteher mit exklusiven Einblicken. Ab Sonnenaufgang öffnen sich für ein paar Stunden die Tore zur Flightline und alle Oldtimer können aus nächster Nähe betrachtet werden. Pünktlich um 8.45 Uhr wird die Flight dann geräumt, den das Flugprogramm beginnt gegen neun. Dort gehörten natürlich die imposanten Warbirds zu den Highlights am Fuße der Teck. Zu sehen gab es zwei North American P-51 Mustang, Curtiss P-40, Supermarine Spitire Mk. XVI, etliche Yak Typen, die Hawker Hurricane XII & Sea Fury oder die Messerschmitt Me262, die direkt von Manching aus anflog. Die buckelige Grasbahn auf der Hahnweide ist für den einzigartigen und entsprechend wertvollen Düsenjet zu riskant. Aus England kamen mit der Republic P47D „Thunderbolt“ und Hispano HA-1112-M1L “Buchon” zwei weitere Raritäten.
Das OTT ist jedoch keine reine Airshow, was auch die Fliegergruppe immer wieder betont. „Das geht schon mit dem Wort „Treffen“ los. Wir sind keine Airshow, sind nicht vergleichbar mit Zeltweg, Duxford oder La Ferté-Alais. Wir sind das Oldtimertreffen auf der Hahnweide, einem kleinen Segelflugplatz am Fuße der schwäbischen Alb. Ein Ort an dem sich flugverrückte Piloten von Flugzeugen vergangener Tage treffen, feiern und an dem es den ganzen Tag Flugvorführungen gibt“, erklärt Pressereferent Hans-Jörg Merath. Die Anfrage eines großen lokalen Unternehmens zum errichten eines VIP – Zeltes für Kunden hat man deshalb abgelehnt. Man möchte ein Fest für Jedermann und die Familie sein. Und so geht es auf der Hahnweide nicht nur um die PS-starken Warbirds. Dass die Ursprünge der Veranstaltung als Fliegertreffen nicht vergessen sind, zeigt der Blick auf die großen Parkflächen im Südwesten, abseits vom hektischen Treiben entlang der Warbird-Flightline. Hier haben die vielen Einweiser schon am Freitagnachmittag gut zu tun, der Abstellplatz wird eng. Von den beliebten Mustern wie Bücker Jungmann, Bölkow Junior, Dornier Do 27 oder der Piper J3 / Cub in allen Versionen schweben jeweils 20 – 30 Stück ein, oftmals mehr als auf einem reinen Typentreffen. Die Szene kennt und trifft sich auf der Hahnweide, unter der Tragfläche wird das Zelt für das Wochenende aufgeschlagen. Über einhundert Doppeldecker finden den Weg ins Schwäbische. Dazwischen findet man immer wieder wahre Raritäten wie die PZL 106 AR Kruk von Dieter Gehling. Das polnische Agrarflugzeug mit Baujahr 1974 wurde einst zum Einsatz auf den landwirtschaftlichen Betrieben der ehemals sozialistischen Länder in Osteuropa konstruiert. Einmal mehr begeisterte auch der OTT – Stammgast Mikael Carlson, der sympathische Schwede ist schon seit 1991 dabei, mit seiner Bleriot XI aus dem Jahre 1908 und dem Fokker DR I Dreidecker. Als die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden ist sorgt das Blanix – Team mit perfektem Spiegelflug für Gänsehautmomente zum Abschluss der langen Tage auf der Hahnweide. Nachdem die letzten Motoren verstummen und die Temperaturen abklingen wird es ruhiger und gelassener auf der Hahnweide. Zu später Stunde wird die Flightline mit einer bunten Lichtershow in Szene gesetzt, man erzählt sich bei Livemusik und kühlem Bier alte Fliegergeschichten oder lässt nochmal die Höhepunkte des Tages Revue passieren; der besondere Charme der Hahnweide.
Die wenigen Kritikpunkte an der Veranstaltung sind mitunter dem Amtsschimmel geschuldet. Die Flugvorführungen müssen dank der gesteigerten Sicherheitsauflagen heute (wesentlich) weiter weg vom Publikum als noch vor ein paar Jahren geflogen werden. Die immer stärkeren Auflagen lassen das Arbeitspensum der Fliegergruppe stetig wachsen. »Es wird immer schwieriger für uns, weil die behördlichen Auflagen immer komplexer werden“, erklärt Merath und nennt als Beispiel das heuer erstmals das gesamte Gelände absperrt werden musste. Trotzdem ging auch bei der 19. Auflage des Treffens das Konzept, „den Zuschauern nicht nur die Warbirds als Eyecatcher im Programm zu bieten, sondern zum Beispiel auch Segelkunstflug oder Klassiker wie die Junkers F13 zu zeigen“ wieder voll auf. Ob für die Fliegergruppe Wolf- Hirth auch diesmal das Motto „nach dem OTT 2019 ist direkt vor dem OTT 202X“ gilt, steht noch in den Sternen. „Der dreijahres-Rythmus tut uns auf jeden Fall sehr gut“, erläutert Merath und der Verein gab bekannt: „Es gibt noch keine Pläne für eine Fortsetzung des OTT, alles Weitere wird sich zeigen!“ An ein Ende des Oldtimer Fliegertreffens auf der Hahnweide mag jedoch nach dieser erneut sehr erfolgreichen Auflage keiner so recht glauben und die Chancen stehen sehr gut, dass es auch in drei Jahren wieder heißt: Augenweide, Ohrenweide, Hahnweide! ■
FliegerRevue 12/2019
Ein ganz herzlicher Dank an Hans-Jörg Merath, Rainer Rauch und die entsprechenden Beteiligten der Fliegergruppe Wolf-Hirth.
■ Bilder & Text: Mathias Grägel / GME-AirFoto September 2019