Als einer der ältesten Verbände der Luftwaffe ist das JaboG 32 bereits seit 1958 im bayerischen Lagerlechfeld südlich von Augsburg beheimatet. Die Tage des Verbandes und damit wohl auch die des militärischen Flugbetriebs auf dem Lechfeld sind allerdings seit letztem Herbst gezählt. Mit der Veröffentlichung des Stationierungskonzeptes der Bundeswehrreform wurde auch das Ende des JaboG 32 bekannt gegeben. Der Standort Lagerlechfeld wird mit stark reduzierter Anzahl an Dienstposten zwar erhalten bleiben, für das Jagdbombergeschwader ist aber in der zukünftigen Struktur der Luftwaffe kein Platz mehr. Die Zielstruktur sieht für die Luftwaffe nur noch insgesamt 85 Tornado Jagdbomber vor, welche sich auf die Geschwader in Büchel (JaboG33) und Jagel (AG51) aufteilen werden. Das Jahr 2012 könnte bereits das letzte für das JaboG32 sein, auch wenn aktuell noch kein Termin für die Auflösung des Verbandes bekannt ist. Vor allem für die Soldaten des bayerischen Verbands ist die Situation sehr diffizil, die persönliche Zukunftsplanung schwierig. Die ersten Vorboten der Auflösung haben das Lechfeld schon erreicht. Neben der Reduzierung der Gesamtjahresflugstunden für 2012 auf nur noch 3000h, wird auch die Anzahl der Luftfahrtzeuge bereits zurückgefahren. In den Spitzenzeiten wurden in Lechfeld mit ca. 50 Tornados (35 ECR & 10-15 IDS) rund 7000h im Jahr geflogen, aktuell sind nur noch ca. 35 Jets (27 ECR & ca. 10 IDS) in den Bestandsbüchern und bis auf die IDS-GT Trainer Version werden im ersten Halbjahr alle IDS Tornados an die anderen Verbände abgegeben. Die ersten fünf ECR Tornados sind bereits außer Dienst gestellt und neben zwei Maschinen, welche durch Absturz verloren gingen, werden noch weitere ausgephast werden. Nur noch 20 ECR´s werden nach der neuen Struktur beim AG51 in Jagel für die Erfüllung der SEAD – Rolle weiterfliegen.Trotz der Einschränkungen bleibt das JaboG 32 für die Erfüllung seiner Aufgaben in einem kontinuierlichen Training, bei dem neben dem täglichen Flugbetrieb auch die Hochwertübung Tigermeet (Oerland, Norwegen) und ein TLP Kurs auf dem Programm stehen. Die Tage des JaboG32 auf dem Lechfeld sind also gezählt, die Soldaten erledigt trotz aller Widrigkeiten ihre Aufgaben weiter mit höchster Präzision.
Das Stationierungskonzept der Bundeswehr wurde am 13.06.2012 durch Bekanntgabe des Zeitplans zur Realisierung konkretisiert und somit wurde nun auch das offizielle Ende des JaboG 32 bekannt. Zum 31.03.2013 endet die Geschichte eines des ältesten und traditionsreichesten Geschwaders der Luftwaffe. Bereits jetzt stehen die Zeichen auf Auflösung, so wurden die beiden fliegenden Staffeln schon zu einer gemeinsam operierenden Staffel zusammengelegt. Auch der Bestand an Luftfahrzeugen reduziert sich weiter. Alle Tornados der IDS-Version, einige wenige IDS-GT Trainer ausgeschlossen, wurden innerhalb der Luftwaffe an andere Geschwader abgegeben und die Zahl an ECR´s nimmt ebenfalls drastisch ab. Der sonderlackierte „Monster Tornado“ 46+29 hat beispielsweise seinen Dienst mittlerweile beendet. Das Geschwader selbst hat sowohl die Hochwertübung NATO Tiger Meet in Örland (Norwegen) als auch das TLP 3-2012 trotz aller Widrigkeiten mit hervorragenden Ergebnissen absolviert und erfüllt seinen Auftrag weiterhin mit Bravour. Stehen doch vor der Auflösung noch die NATO Überprüfung FORCE EVAL sowie der Fähigkeitstransfer, vor allem der SEAD – Aufgaben, innerhalb der Luftwaffe an. Bereits am Nachmittag des 20. Septembers fand die wohl letzte öffentliche Veranstaltung des JaboG 32 statt. An diesem Donnerstag durfte ein letztes mal beim traditionellen Oktoberfest gefeiert werden.
„Mit dem heutigen Appell tragen wir der politischen Entscheidung zur Neuausrichtung der Luftwaffe und damit einhergehend der Außerdienststellung des Jagbombergeschwaders 32 zum 31. März 2013 Rechnung.“ Mit diesen Worten beendete der Kommandeur der 1. Luftwaffendivision, Generalmajor Robert Löwenstein, am 21. März die Ära des Verbands. Ein feierlicher Akt der vielen Soldatinnen und Soldaten sowie zahlreich erschienenen Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft nahe ging. Die Sonne schien als der Kommandeur der 1. Luftwaffendivision, Generalmajor Robert Löwenstein, und der Kommandeur des Jagdbombergeschwader 32, Oberstleutnant Thomas Dohler, die angetretene Formation von Soldaten und zivilen Angehörigen der Lechfeldkaserne begrüßten. Unter den angereisten Ehrengästen waren auch der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, sowie der Befehlshaber des Luftwaffenführungskommandos, Generalleutnant Peter Schelzig. „Die Außerdienststellung eines so traditionsreichen, leistungsstarken und einsatzerfahrenen Verbandes ist nicht dazu angetan, gute Gefühle auszulösen“, begann Generalmajor Löwenstein seine Rede zur Auflösung des Verbandes in der er vor allem die besonderen Leistungen der Soldaten betonte.
„Dieser Last Call heute ist nun die letzte Gelegenheit, noch einmal mit aktiven und ehemaligen Angehörigen in diesem Verband zusammenkommen. Daher freue ich mich, dass sich so viele Ehemalige zu dieser Veranstaltung angemeldet haben“, so Oberstleutnant Thomas Dohler in seiner Ansprache. Um 14:25 Uhr starteten drei Tornados des Verbands in ihre neue Heimat, zum Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ zum Standort Jagel in Schleswig-Holstein. Den Höhepunkt und eindrucksvollen Abschluss der Zeremonie bildete die Zusammenführung aller drei gestarteten Jets. Sie stiegen steil in Formation auf und flogen beim Erreichen der Vertikalen gleichermaßen in drei Richtungen auseinander. Diese sinnbildliche Formationsauflösung bescherte den Zuschauern ein letztes fantastisches Bild.
Am 7. Juli 1956 trafen die ersten Soldaten auf dem Lechfeld ein. Zwei Jahre später, am 22. Juli 1958, nahm das Jagdbombergeschwader 32 seinen Dienst- und Flugbetrieb mit Maschinen vom Typ F-84F “Thunderstreak“ auf. Insgesamt wurden 80.000 Flugstunden mit diesem Flugzeugmuster geflogen bis 1965 die Umrüstung auf das Nachfolgemuster F-104G “Starfighter“ erfolgte. Ab 1982 begann sich das Geschwader auf das Flugzeugmuster “Tornado“ umzustellen. Der erste geschwadereigene “Tornado“ flog 1984 auf dem Lechfeld ein. Bis zum Sommer 1991 wurde ausschließlich der “IDS-Tornado“ als konventioneller Jagdbomber eingesetzt. Mitte Mai 1991 begann die Umrüstung der 1. Staffel auf den “ECR-Tornado“ (Electronic Combat / Reconnaissance). Als einziger Verband der Luftwaffe flog das Geschwader den ECR, die bis zur Indienststellung der ASSTA 3 Tornados modernste Variante dieses Kampfflugzeuges. Ausgerüstet mit der HARM – Missile (High Speed Anti Radar Missile) und einem speziellen Emitter Location System (ELS), ist der ECR auf die Suppression of Enemy Air Defence (SEAD) spezialisiert. Der erste Einsatz im Rahmen der “Multi National Task Force“ wurde vom Einsatzgeschwader 1. beginnend am 7. August 1995 mit dem Ziel der Überwachung und dem Schutz der eingesetzten Luftstreitkräfte vor Boden-Luft-Raketen durchgeführt. Ein neues Kapitel deutscher Militärgeschichte wurde eingeleitet. Vom 24. März bis 11. Juni 1999 nahm das Geschwader an der NATO-Luftoperation “Allied Force“, dem ersten bewaffneten Kampfeinsatz deutscher Luftwaffenjets seit dem zweiten Weltkrieg teil. Vom italienischen Stützpunkt in Piacenza aus, wurden über 2500 Missions geflogen und 236 scharfe HARM´s auf militärische Ziele abgeschossen.
Bereits im Januar wurden die meisten ECR Tornados an das AG51 in Schleswig – Jagel übergeben und in den letzten Monaten wurde nur noch sporadisch Trainingsflugbetrieb in Bayern durchgeführt, waren doch schon die meisten Kräfte durch die Luftwaffenüberprüfung „Forceval“ im Norden gebunden. Bis zum Schluss verblieb die 46+45 „Last Call“ auf dem Lechfeld und verließ dieses dann auch als letzte Maschine nur Tage nach dem offiziellen Last Call. Eindrücke von den letzten Tagen mit Flugaktivitäten des JaboG32 auf dem Lechfeld im Januar und des Last Call „Goodbye Lechfeld“ ECR Tornados: SERVUS JABOG 32!
Ein ganz herzlicher Dank an die entsprechenden Beteiligten des JaboG 32, speziell der Presse – und Öffentlichkeitsarbeit, Flight Otto, Flight Lena, 321 Tigers, 322 Monsters und Frank.
Text: © Mathias Grägel & Luftwaffe
Bilder: © Charly & Mathias Grägel / GME-AirFoto 2011-2013