Nach zwei Jahren Pause war es 2021 wieder soweit: das traditionelle Fliegerschiessen auf der Axalp stand für Mitte Oktober im Kalender und konnte auch durchgeführt werden. Die Schweizer Luftwaffe zeigt auf dem Schiessplatz im Berner Oberland eine Kostprobe ihres Könnens in alpinen Gelände. Die Show ist bekannt gut, konnte aber nicht an die starken Ausgaben früherer Jahre heran reichen.
Das Wetter spielt beim Fliegerschiessen auf der Axalp immer die entscheidende Rolle. Nebel, Regen und/oder schlechte Sichten sorgten für viele Absagen in der Vergangenheit. Nach den tollen Jahren 2017 & 2018 und den Absagen in 2019 (Risse am F-18) & 2020 (Covid-19) gab es erneut gute Bedingungen auf der Axalp. Dank schönem Herbstwetter konnte die Vorführung auf über 2200 Meter über Meer wie geplant am Mittwoch, 20. Oktober 2021 stattfinden. Auch das Training am Dienstag war möglich, der Donnerstag musste jedoch schon wieder aufgrund des schlechten Wetters abgesagt werden. Die Teilnehmerzahl wurde aufgrund von Covid-19 auf 4000 Personen pro Tag gedeckelt. Mit den Vorführungen will die Schweizer Luftwaffe ihr Können und ihre Mittel präsentieren. Mehrere Hundert geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Armee, Journalisten sowie Botschafter, Militärattachés und Bundesräte flog die Luftwaffe mit acht Super Pumas/Cougar Transporthelikoptern im «Big-Lift» vom Militärflugplatz Meiringen aus auf die Ebenfluh. Der Rest erklimmt zu Fuß mit Sack und Pack auf dem Rücken die Zuschauerzonen an den Südhängen von Tschingel und Axalphorn. Bereits früh morgens, ab 5 Uhr geht es mit dem Bus vom Großparkplatz nahe Brienz nach Axalp – Dorf und von dort weiter mit dem Sessellift. Der folgende Aufstieg in eine der drei Zonen dauert zwischen ein und drei Stunden und hinterlässt so manche Schweißperle auf der Stirn. Doch die Strapazen werden mit einem eindrucksvollen Programm belohnt.
Dieses war 2021 wieder leicht abgeändert, vor allem fehlten die scharfen Schüsse der F-5 Tiger. Auf die Sekunde genau um 14.00 Uhr überflogen die F/A-18 Hornet der Fliegerstaffel 11 aus Meiringen, Flares ausstossend, tief den Kontrollposten des Schießleiters um die Show zu eröffnen. Die vier Hornets zeigten im Rahmen der „Erdkampfübung 06“ wie agil sie sich im Gelände bewegen können. Aus sechs verschiedenen Angriffsrichtungen flogen sie die Ziele in den Berghängen an, zielten in einem leichten Sinkflug von 15 Grad für zwei bis drei Sekunden, um bei einer Geschwindigkeit von 480 Knoten und in einer Entfernung von rund 1,2 bis 1,8 Kilometern die 20-Millimeter Bordkanonen abzufeuern. Etwa 30 Patronen verlassen dabei die Gatling M61A1-Bordkanone, nur wenig mehr als eine Sekunde später können die Zuschauer beobachten, wie die Projektile bei den Zielen einschlagen. Kaum waren die Ziele überflogen, verschwanden die Hornets hinter der nächsten Krete, wobei auf die Piloten Beschleunigungen bis 7,5g wirken.
Geräuschlos dagegen war der Anflug der zwölf Fallschirmaufklärer, die aus 1500 Meter über Grund aus zwei Pilatus PC-6 Portern absprangen. Die Porter demonstrierten noch einen steilen Sinkflug durch das Tal vor den Zuschauerzonen. Durch selbiges flogen auch die beiden Super Pumas für ihre Feuerlöschdemonstration mit dem Bambi Bucket an. Bei der QRA – Demo konnte der Luftpolizeidienst seine Aufgabe vorstellen. Die scharf bewaffnete Alarmrotte von zwei F/A-18C „HAMMER – Flight“ aus Payerne fing im Luftraum über der Axalp einen simulierten Eindringling (Pilatus PC-24) in den Schweizer Luftraum ein. In Sichtweite des Publikums wurden die Verfahren beim Abfangen eines Flugzeuges von der Sichtidentifikation über Warnungen mit Flügelschwenken und Flares-Ausstoss bis zum Geleiten zur Landung vorgeführt. Die enge Formation „Sphair“ aus PC-7, PC-21 und F/A-18 Hornet zeigte in einem Bild, welchen fliegerischen Weg junge Pilotenanwärter vom ersten Screening bis zum fertig ausgebildeten Piloten im Hochleistungskampfflugzeug durchlaufen. Neu war die Vorführung der Sonderoperationskräfte (KSK), die mit einem Super Puma abgesetzt wurden und z.B. den Einsatz der Panzerfaust zeigten. Das Super Puma/Cougar-, Pilatus PC-21 – und F/A-18 Hornet-Solo-Display sind genauso feste Bestandteile über dem Schiessplatz wie das perfekt ins Gelände eingepasste Display der Patrouille Suisse zum Abschluss des Programmes.
Das große Highlight der diesjährigen Ausgabe war die Würdigung des Hawker Hunters, welcher 2021 seinen 70 Geburtstag feierte. Die vier F/A-18 Hornets der Fliegerstaffel 11 formierten sich nach ihrer Schiessvorführung mit dem Tiger Hunter „Double Victory“ aus Altenrhein für einige Überflüge mit Flares. Leider hatte der Doppelsitzer, in den Farben der Staffel 11, am 23. Oktober, also wenige Tage nach den Axalp Vorführungen, seinen letzten Flug in der Schweiz und wurde stilgelegt. Die wirklich guten Zeiten auf der Axalp sind leider vorbei. Die Veranstaltung heißt mittlerweile auch offiziell „Flugvorführungen der Schweizer Luftwaffe“, denn geschossen wird auf der Ebenfluh nur noch sehr wenig. Einzig die vier Hornets zeigen den scharfen Schuss und auch diese fliegen den Parcours weit weniger aggressiv als noch vor Jahren. Die „Schonung der F-18 Zellen“ wird hierfür als Grund genannt. Und doch sind es jetzt diese gute Zeiten, an die man sich in ein paar Jahren wieder gern erinnert. Ob man dann scharf schiessende F-18, fliegende F-5 und / oder die Patrouille Suisse auf Jets noch sieht?▪
■ Bilder & Text: Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR Oktober 2021