Die Kooperation ziviler und militärischer Rettungsmittel stand im Vordergrund einer großen, gemeinsamen Übung auf der schwäbischen Alb. Die rund 100 Teilnehmer von Bundeswehr, der Malteser Rettungshundestaffel sowie der Bergwacht probten die Suche vermisster Personen in schwierigem Gelände. Ein Transport per Helikopter zum Einsatzort bedeutet vor allem für die Rettungshunde erhöhten Stress und muss regelmäßig geprobt werden.
Anders als noch in den Vorjahren waren die Skischanzen in Degenfeld das Zentrum der groß angelegten Übung „Hornberg 24“. Diese stand erneut unter der Leitung von Winfried Barth (Bergwacht Schwäbisch Gmünd) und Wolfgang Winker (Bergwacht- und Malteser Rettungshundestaffel Schwäbisch Gmünd). Der Name „Hornberg“ ist ein Überbleibsel der ersten Auflagen, die noch vom angrenzenden Segelflugplatz Hornberg aus durchgeführt wurde. Hornberg24 ist eine organisationsübergreifende Übung der Malteser Rettungshundestaffel Schwäbisch Gmünd, der Bergwacht Bayern Lawinenhunde Hochland und der Bergwacht Schwäbisch Gmünd. Für die Fortbildungs– und Übungsveranstaltung am Wochenende des 15.– 17. August 2024 konnte erneut die Bundeswehr begrüßt werden. Sie nahm wieder mit einer Airbus H145 LUH SAR der SAR – Staffel vom Transporthubschrauberregiment 30 aus Niederstetten teil. Wolfgang Winker erklärt die zivil-militärische Kooperation: „Wir haben uns nach den erfolgreichen Auflagen der Übung in den Vorjahren für eine Wiederauflage bei der Bundeswehr beworben. Die Zusage für die Durchführung kam wieder schnell. Das Feedback aus Niederstetten ist immer sehr positiv, beide Seiten profitieren von der Übung.“ Der Hubschrauber dient den beteiligten zivilen Staffeln im Ernstfall als Zubringer zu ihren Einsatzorten. Neben den reinen zivilen Rettungshubschraubern sind auch die militärischen SAR-Hubschrauber ins Rettungsnetz eingebunden.
Alle drei zivilen Rettungsorganisationen sind in ihrem Einsatzgebiet im süddeutschen Raum vor allem in bergigen, alpinen Geländen wie der Schwäbischen Alb oder den Alpen aktiv. Obwohl die Männer und Frauen der Bergwacht ihre meist anspruchsvollen Gebiete in und auswendig kennen, kann es aufgrund der Topgraphie dazu kommen, dass zu rettende Personen zu Fuss nicht oder zu spät erreichbar wären. Damit die Retter dann im schwierig zugänglichen Gelände helfen können, müssen sie dem Luftweg ins Einsatzgebiet transportiert werden. Dazu spielt der Faktor Zeit eine sehr große Rolle bei jeder Rettung. Vor allem in den Bergen, wo ein Aufstieg oft Stunden dauern kann oder nach einem Lawinenabgang muss es zügig gehen. „Ohne den Helikopter wären wir bei manchen Einsatzsituationen in den Alpen chancenlos. Ist eine Landung nicht möglich, werden die Rettungskräfte mit einer Seilwinde vom Hubschrauber abgesetzt. Das sogenannte „Winchen“ der Teilnehmer war natürlich fester Bestandteil des drei tägigen Übungsplans. Das Übungsgelände mit seiner waldreichen, hügeligen und von starken Höhenunterschieden geprägten Landschaft war hierfür ideal.
Bevor die eigentliche Rettung des Patienten jedoch stattfinden kann, muss die vermisste oder verschüttete Person erst einmal gefunden werden. Die Suche kann meist zur großen Herausforderung werden. Vor allem wenn die Zeit, welche sie in Anspruch nimmt, bereits knapp ist. Hier greifen die Einheiten auf ihre tierischen Helfer zurück. Die Rettungs- und Lawinensuchhunde sind mit ihren feinen Nasen auf die Suche von Personen ausgebildet. Dabei können die Tiere entweder als Flächensuchehunde bestimmte Gebiete absuchen oder sie führen ihren Hundeführer als „Mantrailer“ (Personenspürhunde) zu einem definierten Ziel. Der Unterschied zwischen einem Mantrailer und der Flächensuche besteht darin, dass der Mantrailer bei der Suche verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden kann und sich ausschließlich an den Geruchsmerkmalen der gesuchten Person orientiert.
Alle Arten stellen eine hohe Herausforderung an das Team aus Mensch und Hund dar. Deshalb ist die Ausbildung sehr intensiv und umfangreich. Nach rund zwei bis drei Jahren wird sie mit einer Prüfung abgeschlossen. Danach ist regelmässiges und intensives Training entscheidend. Die Rettungsstaffel in Schwäbisch Gmünd trainiert zweimal die Woche bei Wind und Wetter. „Es ist wichtig, dass sich der Hund konzentriert und fokussiert. Deshalb muss er stets im Training bleiben“, so Michael Berger, Stadtbeauftragter und Leiter der Malteser Rettungshundestaffel Schwäbisch Gmünd. „Wir nutzen den Spiel- oder Futtertrieb der Hunde – über diese sind sie leicht motivierbar. Wenn sie eine Person gefunden haben, bekommen sie natürlich immer eine Belohnung.“
Ein wichtiger Aspekt der Übung war das Verhalten der Hunde im und um den Helikopter herum. Dem annähern an die Maschine bei laufendem Triebwerk folgte das sichere Ein- und Aussteigen, platzieren in der Kabine und die Kommunikation mit der Hubschrauberbesatzung. Dabei sind Lärm, Vibrationen, Abwinde des Rotors und dessen ungewohnten Bewegungen meist neu für die Hunde. Alles Faktoren die eine starke Belastung für die Tiere bedeuten, „sie stehen unter Stress“, so Michael Berger. Nachdem sich die Vierbeiner langsam an die neue Situation gewöhnen konnten, starteten die Flüge zu den Landezonen gefolgt von den ersten Winchtrainings. Hierfür müssen die Hundeführer mit ihrem Hund extra ausgebildet sein. Für die Piloten und den Winchoperator des Hubschraubers ist dieses Manöver besonders herausfordernd. Der Helikopter muss über eine längere Zeit stabil an einem fixen Punkt in der Luft gehalten werden. Die Retter konnten die Kommunikation mit der Hubschrauberbesatzung per Handzeichen trainieren. Für die fliegerische Besatzung ist das Fliegen mit Hunden an Bord ebenfalls eine nicht alltägliche Situation. Das Verhalten der Vierbeiner in der Kabine war jedoch immer sehr ruhig und sicher.
Um Einblicke in die Vorgehensweise der verschiedenen Rettungsorganisationen zu bekommen, bestanden alle Teams, die zu simulierten Einsatzszenarien geflogen wurden, aus Mitgliedern aller drei Organisationen. „Der Austausch untereinander und mit der Bundeswehr war hier wieder sehr wertvoll“, resümierte Winker. Auch die Crew aus Niederstetten war nach drei intensiven Flugtagen voll des Lobes für die zivilen Kameraden. Nach Ende der erfolgreichen Übung am Samstag verabschiedeten sich die Heeresflieger mit einem tiefen Überflug über die Skischanze und alle Teilnehmer hatten sich den Sonntag zur Erholung redlich verdient. ■
Bilder: Grägel & Winker
Text: Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR August 2024