Die Flottille 11F der französischen Marineflieger war Gastgeber des 53. NATO Tiger Meets. Auf der BAN Landivisiau übten ca. 60 Kampfjets und Helikopter vom 05.06. bis 16.06.2017 die internationale Zusammenarbeit im Hinblick auf künftige multinationale Einsätze. Die Luftwaffe beteiligte sich in diesem Jahr nur als Wochenendbesucher.
In diesem Jahr lud die Flottille 11F der französischen Marineflieger die NATO Tiger Staffeln vom 05.06. bis 16.06.2017 zu ihrem jährlichen Treffen auf ihre Heimatbasis BAN Landivisiau in die Bretagne. Der Stützpunkt ist Heimat von drei mit Rafale M ausgerüsteten Flottilles 11F, 12F und 17F und somit der gesamten französischen Rafale M Flotte. Rund 30km östlich von Brest gelegen war es für die 11F in diesem Jahr möglich das NTM auszurichten, da der Flugzeugträger Charles de Gaulle zur Wartung im Trockendock lag. Die Abwicklung der umfassenden Organisation wird durch das jeweilige Gastland und von einer Tigerstaffel durchgeführt. Die Staffel war komplett in Landivisiau und hatte die nötigen personellen Ressourcen für die Ausrichtung zur Verfügung. Aus 14 Nationen reisten die Teilnehmer an und es waren inklusive der Gastgeber gleich 17 Einheiten mit ca. 60 Kampfflugzeugen, Aufklärern, Hubschraubern und über 800 Soldaten beteiligt. – NTM 2017 Teilnehmer – Aus Deutschland beteiligten sich beide Tigerstaffeln der Luftwaffe, das TaktLwG 51 aus Schleswig – Jagel sowie das TaktLwG 74 aus Neuburg mit jeweils drei Tornados und vier Eurofighter, für einen verlängerten Wochenendbesuch. Beide reisten am Donnerstag der ersten Woche an und verließen Frankreich am Dienstag der zweiten Woche wieder. Es blieben am Freitag und Montag zwei volle Übungstage, an denen Missionen geflogen werden konnten.
Insgesamt wurden in den beiden Übungswochen bei ca. 800 Missionen über 1200 Stunden geflogen. Für die komplexe Composite Air Operations (COMAO) Mission am Vormittag sowie die „Shadow Wave“ am Nachmittag bot das große Übungsgebiet über dem Atlantik ideale Bedingungen. Das morgendliche Szenario bei dem verbundene, sehr komplexe Luftkriegsoperationen mit bis zu 50 Jets geübt werden wird durch den Mission Commander geplant. Im Vordergrund steht vor allem die Planung und spätere Durchführung einer komplexen Mission mit großer Anzahl an Luftfahrtzeugen aller Art in multinationalem Umfeld. Dazu gehörten reine Jagdbomber, Jagdflugzeuge, Aufklärer und elektronische Störflugzeuge. Hinzu kamen Kampf- und Transporthubschrauber für fliegende Jägerleitoffiziere oder bewaffnete Luftrettung, ebenso Tanker und Frühwarnflugzeuge. Die äußerst reellen Szenarien orientierten sich dabei an solchen, wie sie sich im echten Einsatz abspielen. Dazu gehörten „No Fly Zone Operations“, bei denen eine eingerichtete Flugverbotszone durch Abfangjäger geschützt wird. Oder aber auch offensive Operationen im Verbund, bei denen Jäger- und Jagdbomberkräfte Ziele am Boden simuliert angriffen oder bei denen abgeschossene Besatzungen befreit (CSAR, Combat Search and Rescue) und aus dem Feindesland zurückführt wurden. Jede Mission setzt eine mehrstündige Planung am Vortag voraus, bei welcher der täglich wechselnde Mission commander seine ihm zur Verfügung stehenden Kräfte optimal verplante.Lernziel ist vor allem die gemeinsame Planung und spätere Durchführung dieser komplexen Mission mit großer Anzahl an Luftfahrtzeugen in verschiedenen Rollen in multinationalem Umfeld. Der große Vorteil ist hierbei, dass alle Teilnehmer vor und nach dem eigentlichen Flug am gleichen Ort versammelt sind, um die Briefings direkt zusammen auszuwerten und voneinander zu lernen. Ebenso einzigartig am NTM, dass sich immer dieselben Staffeln und sogar Personen treffen. Dadurch bilden sich über die Jahre enge persönliche Kontakte. Bei der „Shadow Wave“ am Vormittag traten die einzelnen Staffeln nach individueller Absprache gegeneinander zu Luftkampfmanöver in kleineren Rahmen (2 vs. 2 oder 4 vs. 4) an. Bei diesen DACT (Dissimilar Air Combat Training) Missionen flogen unterschiedliche Flugzeugtypen gegeneinander, z.B. die belgischen F-16 bspw. gegen Gripen aus Tschechien oder die Marine Rafale. Jede Staffel hatte auch einen Doppelsitzer dabei, um so Piloten der anderen Nationen und Muster auch die Gelegenheit für gegenseitige Mitflüge im jeweils anderen Jet zu ermöglichen.
Das NTM ist eine der qualitativ hochwertigsten Übungen in Europa. Beim NTM wird die nationenübergreifende Zusammenarbeit zwischen fliegenden Staffeln gestärkt. Missionsplanung, -durchführung und -auswertung findet auf höchstem Niveau statt und nutzt modernste Planungs- und Debriefing Tools. Hinzu kommt der soziale Aspekt, denn zwischen den Staffeln aus verschiedenen Ländern gibt es über Jahre gewachsene persönliche Kontakte, die jedes Jahr wieder aufgefrischt werden. Im Vordergrund steht das gemeinsame und interoperable Üben. Die Auszeichnung für die beste Gesamtleistung, die Silver Tiger Trophy, gewann wie im Vorjahr die 31. Smaldeel (Staffel) mit ihren F-16 aus Belgien. Der Preis für die schönste Lackierung blieb in Landivisiau, die Gastgeber gewannen mit ihrer Rafale M in einer aufwendigen Volllackierung. Im nächsten Jahr (14. – 25. Mai) wird das NTM in Polen bei der 6.ELT in Poznan – Krzesiny stattfinden und in 2019 geht es nach aktueller Planung erneut nach Frankreich auf die Basis Mont-de-Marsan. ■
Tiger – Tiger – Tiger!!!
FliegerRevue 09/2017
Text: © Mathias Grägel
Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR Juni 2017