Nach einem zusätzlichen Jahr Pause war Anfang September das Oldtimer Fliegertreffen auf der Hahnweide in seiner 18. Auflage wieder zurück. Die ca. 35.000 Besucher und rund 350 angereisten Oldtimer machten es zu Europas größtem Treffen dieser Art. Neben den rasanten Vorführungen der Warbirds waren auch die lautlosen Oldtimer Segelflugzeuge am schwäbischen Himmel zu bewundern. Am Fuße der Teck stand es ein geselliges Treffen der Fliegerfamilie im Vordergrund.
Nach einem zusätzlichen Jahr Pause und der damit verbundenen Abweichung vom üblichen zwei-Jahres Rhythmus war das Oldtimer Fliegertreffen (OTT) auf der Hahnweide 2016 wieder zurück. Die ca. 35.000 – 40.000 Besucher und rund 350 angereisten Oldtimer machten es am ersten Septemberwochenende (09. – 11.09.2016) zu Europas größtem Treffen dieser Art. Für viele Enthusiasten steht es zusammen mit den anderen beiden großen Shows in Duxford in Großbritannien und La Ferté-Alais in Frankreich auf einem Level. Wie gewohnt wurde es von der Fliegergruppe Wolf – Hirth, einem von insgesamt neun auf dem südöstlich von Stuttgart gelegenen Segelfluggelände ansässigen Vereinen, organisiert. „Die Kulisse auf der Schwäbischen Alb mit dem vielen Wald, Hügeln und der Burg Teck im Hintergrund ist einfach unübertrefflich“, schwärmte der Pilot einer Bücker Jungmann. Der Segelflugverein mobilisierte für das Wochenende eine Gesamtzahl von rund 500 ehrenamtlichen Helfern inklusive einem neuen Organisationsteam. Das rund 20-köpfige Team ging mit einer weniger hierarchischen Struktur und besserer Aufgabenverteilung an die Arbeit. Nach dem letzten OTT in 2013 sah sich der Verein am Limit der Möglichkeiten, solch ein Event stemmen zu können, was zur Pause führte. Welch ein Aufwand hinter dem Projekt OTT steckt wird im Abschlussbericht der Gruppe deutlich: „Das Oldtimertreffen 2016 ist erfolgreich zu Ende gegangen. Damit sind für unsere Fliegergruppe über 1,5 Jahre harte, freiwillige Arbeit beendet. Eine Zeit voller Höhen und auch Tiefen. Tausende Stunden Arbeit, dutzende Wochen geopferter Jahresurlaub, Sonnenbrände, unzählbare E-Mails, hunderte Stunden am Telefon, Meetings bis z.T. spät in die Nacht neben unseren richtigen Jobs liegen hinter uns. Dies ist eine Profiveranstaltung, ehrenamtlich organisiert durch einen Verein.“ Das OTT hat sich mittlerweile auch international einen Namen gemacht und die Teilnehmer kommen nicht mehr nur aus dem süddeutschen Umfeld. Bis aus Spanien flog z.B. eine Cessna O-1 Bird Dog ein und ein Journalist reiste gar bis aus Australien ins Schwäbische, allerdings schneller und komfortabler in einer modernen Linienmaschine. Geprägt waren die drei unfallfreien Tage von bestem Spätsommerwetter mit Temperaturen an die 30°C, die Besuchern wie den alten Motoren gleichermaßen zu schaffen machten. Fast 900 Starts und Landungen zählten die Flugleiter am Ende des Wochenendes mit intensivem Flugbetrieb.
Belohnt werden auf der Hahnweide seit jeher die Frühaufsteher mit exklusiven Einblicken. Ab Sonnenaufgang öffnen sich für ein paar Stunden die Tore zur Flightline und alle Oldtimer können aus nächster Nähe betrachtet werden. Pünktlich um 8.45 Uhr ist aber Schluss den das Flugprogramm beginnt gegen neun. Dort gehörten natürlich die imposanten Warbirds zu den Highlights am Fuße der Teck. Zu sehen gab es die P-51 Mustang „Louisana Kid“ aus Albstadt-Degerfeld, Supermarine Spitire Mk. XVI aus England, etliche Yak Typen, North American T-28 Trojan und gleich ein halbes Dutzend T-6, Douglas Skyraider oder die Messerschmitt Me262, die direkt von Manching aus anflog. Die buckelige Grasbahn auf der Hahnweide ist für den einzigartigen und entsprechend wertvollen Düsenjet zu riskant. Zum ersten Mal auf der Hahnweide zu Gast war die Hawker Hurricane XII AG244/G-CBOE aus der wachsenden Sammlung von Karl Grimminger, die in Aalen-Elchingen stationiert ist. Vorgeflogen wurde sie von Klaus Plasa, der leider nicht wie geplant die Bf 109G-4 „Rote 7“ der Messerschmitt Stiftung (Startunfall in Manching Anfang August) präsentieren konnte.
Das OTT ist jedoch keine reine Airshow, was auch die Fliegergruppe immer wieder betont: „Das geht schon mit dem Wort „Treffen“ los. Wir sind keine Airshow, sind nicht vergleichbar mit Zeltweg, Duxford oder La Ferté-Alais. Diesem Vergleich können (und wollen) wir nicht standhalten. Wir sind das Oldtimertreffen auf der Hahnweide, einem kleinen Segelflugplatz am Fuße der schwäbischen Alb. Ein Ort an dem sich flugverrückte Piloten von Flugzeugen vergangener Tage treffen, feiern und an dem es den ganzen Tag Flugvorführungen gibt“, erklärt Pressereferent Hans-Jörg Merath. Und so geht es auf der Hahnweide nicht nur um die PS-starken Warbirds. Dass die Ursprünge der Veranstaltung als Fliegertreffen nicht vergessen sind, zeigt der Blick auf die großen Parkflächen im Südwesten, abseits vom hektischen Treiben entlang der Warbird-Flightline. Hier haben die Einweiser ab Samstagvormittag gut zu tun, der verfügbare Abstellplatz wird schnell eng. Von den beliebten Mustern wie Bücker Jungmann, Bölkow Junior, Dornier Do 27 oder der Piper J3 / Cub in allen Versionen schweben jeweils 20 – 30 Stück ein, oftmals mehr als auf einem reinen Typentreffen. Die Szene kennt und trifft sich auf der Hahnweide, unter der Tragfläche wird das Zelt für das Wochenende aufgeschlagen. Allein an die einhundert Doppeldecker sollen es sein, von Boeing Stearmen über Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz bis zur Stampe SV.4. Dazwischen findet man immer wieder wahre Raritäten wie die erst kürzlich fertig gestellte Fokker E.III von Jürgen Weller aus Schwäbisch Hall. Der 1:1-Nachbau fliegt als Ultraleicht zugelassen mit einem sieben Zylinder Rotec-Sternmotor, der rund 110 PS leistet. Nach acht Jahren Bauzeit sind der wichtigste Unterschied die eingebauten Querruder an Stelle der Flügelverwindung des Originals, sie sorgen für sicherere Kontrollierbarkeit, vor allem bei windigen Bedingungen. Einmal mehr begeisterte auch der OTT – Stammgast Mikael Carlson, der sympathische Schwede ist schon seit 1991 dabei, mit seiner Bleriot XI aus dem Jahre 1908 und dem Fokker DR I Dreidecker. Zusammen mit Wellers E.III gaben die beiden Fokker Jäger aus dem Ersten Weltkrieg im Sonnenuntergang ein unvergessliches Bild ab. Als die Sonne schon hinterm Horizont verschwunden ist sorgte das Blanix – Team mit perfektem Spiegelflug für Gänsehautmomente. Mit ihren beiden mit Pyrotechnik ausgestatteten Blanik L-13 Seglern zaubern die Österreicher eine perfekt geflogene und hoch emotionale Show in den tiefblauen Abendhimmel. Sie ernten dafür spontan den lautesten Applaus. Nachdem die letzten Motoren verstummen und die Temperaturen abklingen wird es ruhig und gelassen auf der Hahnweide. Zu später Stunde wird die Flightline mit einer bunten Lichtshow in Szene gesetzt, man erzählt sich bei Livemusik und kühlem Bier alte Fliegergeschichten oder lässt nochmal die Höhepunkte des Tages Revue passieren; der besondere Charme der Hahnweide.
Die wenigen Kritikpunkte an der Veranstaltung sind mitunter dem Amtsschimmel geschuldet. Die Flugvorführungen sind dank der gesteigerten Sicherheitsauflagen heute (wesentlich) weiter weg vom Publikum als noch vor ein paar Jahren. Auch war das Programm, u.a. den vielen Rundflügen mit Antonov AN-2 und Junkers Ju-52 geschuldet, doch deutlich dünner und schleppender als in früheren Jahren. Die immer stärkeren Auflagen, nicht nur bzgl. der fliegerischen Thematiken, lässt das Arbeitspensum der Fliegergruppe stetig wachsen. »Es wird immer schwieriger für uns, weil die behördlichen Auflagen immer komplexer werden. Wir sind fast nur am Arbeiten, um dies zu stemmen“, erklärt Merath und nennt als Beispiel die großen Fluchtwegschilder, die heuer zum ersten Mal überall präsent positioniert wurden. Trotzdem ging auch bei der 18. Auflage des Treffens das Konzept, „den Zuschauern nicht nur die Warbirds als Eyecatcher im Programm zu bieten, sondern zum Beispiel auch das Segelkunstflugteam Franken oder Klassiker wie die Junkers Ju-52 zu zeigen“ wieder voll auf. Dazu gehören die zahlreichen Doppeldecker, Segler und Raritäten wie beispielweise die beiden Dassault Flamant MD 311 / 312 oder die 1927 gebaute Klemm L 25 a VI. Kostbarkeiten wie Minimoa, DFS Habicht und Weihe starten jeden Morgen zu ihrem lautlosen Auftritt und zeigen Segelflug aus vergangenen Tagen. Dies alles macht das Flair dieses einzigartigen Treffens aus. Ob für die Fliegergruppe Wolf- Hirth auch diesmal das Motto „nach dem OTT 2016 ist direkt vor dem OTT 201X“ gilt, steht noch in den Sternen. Der Verein rund um das neue Organisationsteam will erstmal „das Erlebte verarbeiten und kritisch reflektieren“, um dann zeitnah und gemeinschaftlich über die Zukunft des OTT zu entschieden. An ein Ende des Oldtimer Fliegertreffens auf der Hahnweide mag jedoch nach dieser erfolgreichen Auflage keiner so recht glauben. ■
FMT 11/2016 & online – TNT 01/2017
Ein ganz herzlicher Dank an Hans-Jörg Merath, Rainer Rauch und die entsprechenden Beteiligten der Fliegergruppe Wolf-Hirth.
Text: © Mathias Grägel
Bilder: © Charly & Mathias Grägel / GME-AirFoto September 2016