Abschied von einer Legende der Luftwaffe
„Goodbye Transall!“ – die Luftwaffe verabschiedet sich mit einer letzten Sonderlackierung von der Transall C-160D. Es ist eine Reise durch die Vergangenheit. Doch bevor die Transall und das Lufttransportgeschwader 63 in Rente gehen, verabschiedete man sich von den Kameraden noch ordentlich mit zwei Deutschland-Touren. Ende des Jahres ist es dann soweit und das LTG 63 in Hohn wird aufgelöst.
Mit der Einführung der Transall wurde der moderne Lufttransport ins Leben gerufen. Als gemeinsames Projekt französischer und deutscher Flugzeugbauunternehmen wurde die Transporter Alliance kurz: TRANSALL gegründet. Das erste von insgesamt 110 Flugzeugen wurde im April 1968 an die Luftwaffe ausgeliefert. Anfangs war sie nur für den taktischen Transport gedacht. Später umfasste das Einsatzspektrum aber auch die Rolle als fliegendes Lazarett, die Air MedEvac-Version. Dabei handelt es sich um eine umgerüstete Transall-Maschine, die bis zu drei Patienten transportieren kann. Diese können während des Fluges von einem zwölfköpfigen Ärzte-Team intensivmedizinisch betreut werden. Zusätzlich wurde mit der Zeit ein Teil der Transall-Flotte mit Selbstschutzanlagen ausgestattet. Zahlreiche Humanitäre Einsätze wurden in Afrika geflogen, die den Besatzungen und der Transall den Namen „Engel der Lüfte“ einbrachten. Allein für die Mission MINUSMA in Mali hat die C-160 seit 2013 mehr als 4.250 Flugstunden in 1.073 Flügen geleistet. Davon waren 76 Flüge MedEvac-Flüge, mit denen 158 Patienten aus dem Krisengebiet gebracht wurden. Bis zum Ende dieses Jahres wird die Transall aus der Bundeswehr ausgemustert und die Aufgaben werden vom A400M aus dem LTG 62 in Wunstorf und der neuen KC/C-130J Herkules in Evreux übernommen. Mit der Außerdienstellung endet auch die Zeit des LTG 63. Nach 60 Jahren löst sich das Geschwader auf und der Fliegerhorst wird als Ausweichflughafen für Notfälle weiterbetrieben. Die Luftwaffe wird auf über 50 Jahre Dienstzeit Transall und auf 60 Jahre LTG 63 zurückblicken können. Zahlreiche Soldaten wurden in die Einsätze geflogen und gesund zurückgeholt. Vielen Soldaten wurde das Leben gerettet. Tonnen von Hilfsgütern wurden transportiert, um Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen.
„Retrobrummel“ 50+40
Die Transall C-160D mit der Kennung 50+40 erstrahlt zum Abschied in einer neuen und der zugleich letzten Sonderlackierung. Eine symbolische Verabschiedung des Geschwaders an die Ära des Transportflugzeuges. Die letzte Sonderlackierung besteht aus den verschiedenen Lackierungen, die das Flugzeug im Dienst der Luftwaffe bereits getragen hat. Angefangen vom silbernen Prototypen bis hin zur weißen UN-Lackierung. Oberstabsfeldwebel Alexander Peters dazu: „Auf der linken Seite haben wir uns dann mit dem LTG 63 verewigt. Hier ist unsere Brummel abgebildet, also unser Wappentier, welches dem Flieger auch seinen Namen gibt: Retrobrummel. Auf der rechten Seite haben wir das ganze Aufgabenspektrum der Transall abgebildet, das heißt also zum Beispiel das Ausziehverfahren oder auch Fallschirmspringer, die zu sehen sind, der Hindukusch ist abgebildet und dazu das Gebirge.“ Wirft man einen Blick auf die Oberseite der Flügel, erkennt man die deutsche Flagge und die von Schleswig-Holstein mit der Aufschrift „Last Call“. Etwa 900 Arbeitsstunden und 400 Liter Farbe hat Stabsfeldwebel Fabian L. mit seinem sechsköpfigem Team verbraucht. Eine Lackierung, die Emotionen bei vielen der langjährigen Gefährten des Flugzeugs auslösen wird.
Nord- & Südtour – die C-160D sagt Goodbye
Um sich symbolisch von den Kameraden, ehemaligen wie aktiven Standorten und einigen großen Städten wie München zu verabschieden, flog die Retrobrummel bei zwei Touren durch die Republik. Am 3 Juni war es mit der Nordtour soweit. Bei bestem Wetter standen 13 Stationen für Überflüge und Stops im Flugplan. Von Hohn aus ging es über Jagel, Nordholz, Wittmund, Diepholz, Bremen, Bückeburg, Wunstorf, Faßberg, Neubrandenburg, Anklam, Stralsund, Laage und Kiel wieder zurück an den Heimatflughafen. Der Süden wurde an gleich zwei Tagen, 17. und 18. August 2021, bedient. Überall warfen zahlreiche Zuschauer und Soldaten einen letzten Blick auf die „Trall“. Oberstabsfeldwebel Alexander Peters, der mit an Board war, schildert: „Wir sind über Neubrandenburg geflogen und da hat eine Menschentraube von ungefähr 100 oder 120 Menschen in THX (Thanks) Form auf dem Boden aufgestellt. Da fliegt man dann drüber und denkt „Wahnsinn“, insgesamt waren da über 2000 Menschen, die sich dort versammelt haben.“ ■
Bilder der letzten Tralls u.a. aus Laupheim, Manching, Memmingen und Neuburg:
Text: Luftwaffe & Grägel
Bilder: © Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR März – August 2021