Bei schönstem Sommerwetter waren über 51.000 Besucher aus ganz Deutschland der Einladung des Lufttransportgeschwaders (LTG) 61 nach Penzing gefolgt. Sie genoßen eine entspannte Anreise, tolle Flugshows und eine perfekte Organisation. Das LTG 61 feierte mit diesem Tag im Rahmen des „Tages der Bundeswehr“ sein 60-jähriges Bestehen. Es war aber auch gleichzeitig das Abschiedsfest des Geschwaders, das noch in diesem Jahr endgültig aufgelöst wird. Die Ära der Transall geht zu Ende, das Nachfolgemuster Airbus A 400 M soll die Aufgaben übernehmen.
Am 10. Juni 2017 fand bereits zum dritten Mal der „Tag der Bundeswehr“ statt. Unter dem Motto „Willkommen Neugier“ lockte er an 16 Standorten insgesamt mehr als 270.000 Besucher an. Spitzenreiter war der Standort Penzing mit über 51.000 Menschen, die sich vor allem für das vielfältige Flugprogramm mit Eurofightern, Tornados, CH-53 und einer simulierten Luftbetankung begeisterten. Der Gastgeber an diesem Samstag ist der älteste fliegende Verband und gleichzeitig auf dem südlichsten Fliegerhorst der Luftwaffe beheimatet: das Lufttransportgeschwader 61. Im oberbayerischen Voralpenland gelegen, sind die Berge zum Greifen nah – deswegen auch der Gamsbock im Geschwaderwappen. Nach der C-47 und der Noratlas führte die Luftwaffe die Transall C-160D ein und verlegte das Geschwader 1971 von Neubiberg nach Penzing bei Landsberg am Lech. Bildeten in den Anfangsjahren noch humanitäre Hilfsflüge nach Äthiopien den Schwerpunkt der Einsätze, wandelte sich dies in den vergangenen Jahrzehnten zu militärischen Transportflügen im Auftrag der NATO auf den Balkan, nach Afghanistan, Mali und in die baltischen Staaten. Seit 2010 fliegen die Penzinger auch im Auftrag des Europäischen Lufttransportkommandos (EATC) mit Sitz in Eindhoven. Bis zum Ende des Jahres 2012 teil des Geschwaders und bis Ende 2016 waren auch noch Bell UH 1D – Hubschrauber auf dem Fliegerhorst stationiert. Bei zahlreichen SAR-Einsätzen haben sich „die Penzinger“ vor allem bei der Rettung von Verunglückten in den Bergen einen Namen gemacht. Am Standort ist noch das Bundeswehrdienstleistungszentrum Landsberg, das Sanitätsversorgungszentrum Penzing und ein Teil des Waffensystemunterstützungszentrums 1 Erding, untergebracht, das die Hochwertteilegewinnung der Transall vornimmt.
Mit dem Tag der Bundeswehr am 10. Juni feierte das LTG 61 auch das 60-jährige Bestehen des Verbandes und den Abschied des Geschwaders aus der Region. Für die Besucher gab es ein spannendes Flugprogramm zu sehen, welches die Leistungsfähigkeit der Luftwaffe eindrucksvoll demonstrierte. Ein großes Evakuierungszenario, Solo Displays von Eurofighter, H145M, CH-53GS und natürlich der Transall, Demonstration einer Luftbetankung und der neue A400M waren am Penzinger Himmel zu sehen. Auf dem Boden konnten die Besucher die Transportflugzeuge und Hubschrauber auch von innen besichtigen. Die Schlangen stauten sich hierbei auf über 500 Meter und man musste bis zu einer Stunde Wartezeit in Kauf nehmen. Die längsten Schlangen gab es zur Mittagszeit bei den Essens- und vor allem an den Getränkeständen. Als es aus dem Sanitätsbereich durch viele Kreislaufprobleme erste Hinweise gab, schritt die Geschwaderführung ein, die Verpflegung war nämlich an externe Unternehmen vergeben. Sie ließ umgehend kostenlose Getränke und frisches Obst von den Soldaten an die Besucher verteilen. Ein kleines Detail eines absolut perfekt organisierten Tages. Problemlos und ohne lange Staus auch die An- und Abreise, die Luftwaffe hatte einen Bus-Shuttledienst mit 180 Bussen von verschiedenen Parkplätzen im Landkreis organisiert. Daniel Draken, Kommodore des LTG 61, nutzte die Gelegenheit, seinen Dank an die Bevölkerung auszusprechen. „Danke für die tolle Zeit in Penzing, danke für den Ort, der uns 60 Jahre Heimat war“. Begeistert zeigte sich Draken auch über die Zusammenarbeit mit Behörden und Firmen, deren Kooperation letztlich der Schlüssel für den erfolgreichen Tag gewesen sei. „Da steckt viel Herzblut, Spaß und Freude drin“. Abschließendes Highlight dann der Generationenflug mit allen Mustern im Einsatz des LTG 61. Die zwei Traditionsflugzeuge, eine amerikanische C-47 „Dakota“ und die aus französischer Produktion stammenden Noratlas im Verband mit der sonderlackierten Transall überflogen fast lautlos die Landebahn des Penzinger Fliegerhorstes. Wegen der bevorstehenden Auflösung des Geschwaders war es leider der letzte Geburtstag mit großer Feierlichkeit des LTG 61 in Penzing.
Die 51+01, eine Penzinger Transall der ersten Stunde, kommt mit einer ungewöhnlichen Sonderlackierung zu großen Ehren. Im Retro-Look sind die Penzinger Piloten mit ihrer „Silbernen Gams“ europaweit im 60. Jubiläumsjahr unterwegs, bevor Ende des Jahres dann die Ausmusterung ansteht. „Back to the Roots“ soll das Motto für das allerletzte Jubiläum sein. Denn die Jubiläumstransall 51+01 sollte ungefähr so ausschauen, wie die ersten Transalls anfangs der 1970er Jahre ausgeliefert wurden. Die Idee des Retro-Looks wurde in gemeinsamen Gesprächen im Kasino geboren. „Ursprünglich geplant war es, einfach den olivgrünen Tarnanstrich runter zu schmirgeln bis das silbrige Blech erscheint“, so Oberstleutnant Klaus Schierlinger, der den Entstehungsprozess intensiv begleitete. Dies ließ sich jedoch nicht realisieren. Stattdessen wurde der ursprüngliche Anstrich nur angeraut und anschließend zwei weiß-metallic-Farbschichten aufgebracht. Sogar die bayerischen Rauten auf dem Seitenruder sind silbrig gehalten. Das einzig Farbige ist das schwarz-rot-gold der Deutschland-Fahne. Markant prangt der Kopf der Gams, das Wappentier des LTG 61, auf dem Seitenleitwerk. Das schwarz-weiße Logo des Jubiläums, die große 60 mit den drei geflogenen Transportflugzeugen C-47 Dakota, Noratlas und Transall, sowie dem Hubschrauber Bell UH 1-D ziert die Seiten des Rumpfes.
Weil die Maschine nach dem Lackieren gewogen wurde, lässt sich sagen, dass die Soldaten gut 240 Kilogramm Farbe verbrauchten. Nach kurzzeitigen Überstellungen an das LTG 63 in Hohn leistete die 51+01 rund 35 Jahre lang ihren Dienst beim LTG 62 in Wunstorf. Für eine achtmonatige, periodische Inspektion kam die Maschine 2016 wieder in ihre ursprüngliche bayerische Heimat. Dies war ihre letzte größere Instandsetzungsmaßnahme. Im Zuge der Einführung des A400M beim LTG 62 und der Abgabe aller Transalls an die beiden verbliebenen Transall-Geschwader gehörte die 51+01 wieder zum dauerhaften Buchbestand des LTG 61. Bis heute hat die Transall ca. 14.000 Flugstunden zu Buche stehen und ist dabei rund 15.200 mal gelandet. Die Auswahl zur Jubiläums-Transall richtet sich rein nach den aktuellen Inspektionsdaten des Luftfahrzeugs und der Restnutzungszeit bis zur Ausschleusung. Diese ist vorgesehen in Zusammenhang mit der Auflösung des Geschwaders, sodass die 51+01 nicht mehr „zurücklackiert“ wird. Ob diese Transall einer Hochwertteilegewinnung zugeführt wird oder eine museale Verwendung findet, steht noch nicht fest.
Text: Luftwaffe LTG 61 & Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR
Bilder: Mathias Grägel / GME-AirFoto GbR Juni 2017